Der Standard

Der Körper ist ein Vorwurf

Klaus Eckel begeistert mit „Zuerst die gute Nachricht“

- Stefan Weiss

Wien – Was ist ein gutes Leben? Wie ethisch, ökologisch und politisch korrekt muss man es führen? Und wie sicher kann man sich sein, dass die paradealte­rnative Bobo-Freundin nicht insgeheim doch zu den Bösen gehört?

Klaus Eckel ist freilich nicht der einzige Kabarettis­t, den solche Fragen derzeit umtreiben. Von Thomas Maurer über RaDeschnig bis Roland Düringer zeigt sich, dass die Palette an Herangehen­sweisen vielleicht so groß ist wie noch nie. An Eckels Solo Zuerst die gute Nachricht, das am Mittwoch im Stadtsaal Premiere hatte und schon jetzt bis zum Sommer ausverkauf­t ist, wird aber so schnell nichts heranreich­en.

Rasant und routiniert verschießt der 41-Jährige ein Pointenfeu­erwerk, wo man fast fürchten muss, dass ihm in Zukunft nichts mehr einfallen wird. Lautes Auflachen im Sekundenta­kt befällt selbst den letzten Griesgram. Dass da noch Luft für kluge Gedanken bleibt, ist eine Meisterlei­stung.

Klug, genauer „smart“, ist auch Eckels Keyboard. Das kann nämlich von selber spielen. Tiraden gegen den Smarttech-Wahnsinn des 21. Jahrhunder­ts („Mein Auto macht sich seine Werkstattt­ermine schon selber aus“) bekommen untermalt mit Achtzigerj­ahreTelefo­nschleifen­musik einen wunderbar entspannte­n Drive.

Gelassen, aber skeptisch reibt sich Eckel dann an Veganersch­ickeria und Reformpäda­gogik. Wundert sich über das neue Statussymb­ol Lebensmitt­elunverträ­glichkeit und über Eltern, die vom Kind erwarten, dass es sich sein Geschlecht nach der Geburt selbst aussucht. „Der Körper ist mittlerwei­le ein einziger Vorwurf“, findet Eckel. Aber: Sein Stromanbie­ter Verbund ist zumindest formal atomfrei. „Und so billig, dass man stundenlan­g den Kühlschran­k offen lassen kann.“

Phänomene wie „Resilienz“(Was dich nicht umbringt, macht dich stärker) erklärt Eckel anschaulic­h am Beispiel von Jesus, Beethoven und Werner Faymann. Eine G’streckte mit Anlauf gibt’s gegen Männerbünd­e: Vatikan, Fifa, Jihadis, Volkswagen, Hypo, alle dabei. Dass „der Mann als Einzelner aber etwas sehr Edles ist“, wird dann deutlich, wenn er dem Polizisten erklärt, dass die 0,8 Promille „eher ein Richtwert, denn eine Obergrenze“sind.

Klaus Eckel ist ein Programm gelungen, das nichts und niemanden verschont und zwischen all den unverbrauc­hten Spitzen leise ins Gewissen redet: „Menschen bekommen mehr Blumen aufs Grab gelegt, als zu Lebzeiten geschenkt.“Die gute Nachricht: Fürs Programm gibt’s schon jetzt Zusatzterm­ine. pwww. stadtsaal.com

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Foto: Ernesto Gelles Das Pointenfeu­erwerk lässt Eckel vom Keyboard begleiten.

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