Wichtige Männer bauen eine Brücke zu Kafka
Germaine Acogny zeigt eine Politparodie, und Cherkaoui tanzt neben Teshigawara
Politik ist ein Tanz. Das stimmt im afrikanischen Senegal – und hierzulande nicht weniger. Die senegalesische Compagnie Jant-Bi zeigt im Festspielhaus mit ihrem temperamentvollen Stück Waxtaan („politisches Streitgespräch“), warum dem so ist.
Geschaffen hat diese Tanzgroteske, in der auch eine ganze Palette von Klischees auf die Schaufel kommt, die große Germaine Acogny (71). Sie leitet den Männerschwarm von Jant-Bi dorthin, wo im Auftritt der Politiker ein nackter Wahnsinn wohnt. Dazu nutzt sie die Kräfte traditioneller Tänze. Fünf Live-Musiker und acht Tänzer in schicken Anzügen geben sich ganz dem Pfeffer dieser Parodie hin.
Anzug wird auch in Noetic von Sidi Larbi Cherkaoui getragen, wo eine „Brücke zwischen Wissen und Denken“errichtet wird. Zusammen mit einer Metamorphosis des Japaners Saburo Teshigawara bildet Noetic einen von der Göteborg Operans Danskompani umgesetzten Doppelabend unter dem Titel Spirit.
Zusammengearbeitet hat Cherkaoui mit dem Bildhauerstar Antony Gormley, die Kostüme stam- men von Les Hommes, die Musik hat Szymon Brzóska komponiert.
Auf der in Weiß gehaltenen Bühne vermitteln Tanz, Objekte, Texte und Gesang den Geist der Noetik. Teshigawaras Tänzer dagegen führen ihre Verwandlungen auf schwarzer Bühne zur Musik von Tim Wright, Olivier Messiaen und Maurice Ravel durch.
Ausgangspunkt für dieses ausgefeilte, auratische Werk, in dem eine finstere Kampftruppe herrscht, war Franz Kafkas Geschichte Die Strafkolonie. (ploe) >> „Spirit“am 30. 4., 19.30 >> „Waxtaan“am 21. 5., 19.30