Der Standard

Neokakanis­che Spiele

- Adelheid Wölfl

Die Reise von Außenminis­ter Sebastian Kurz in sechs Balkanstaa­ten hatte am Ende nur ein Ziel: Werbung zu machen für die Obergrenze. Deutlich wurde, dass diese in Wahrheit nur ein Mittel ist, um die Schließung der mazedonisc­hen Grenze für Flüchtling­e voranzutre­iben. Das wird nicht gleich passieren, aber Schritt für Schritt.

Kurz verkündete in Skopje, Österreich wolle zur Grenzsiche­rung Polizisten und Militärs an die mazedonisc­he Grenze schicken. Auch Ungarn, Slowenien und Kroatien sind dazu bereit. Das klingt so, als habe sich eine mitteleuro­päische neokakanis­che Allianz gebildet, die auf dem Balkan aufräumen will. Bei genauerem Hinsehen fällt die angekündig­te Hilfe für die mazedonisc­he Grenzsiche­rung aber mehr als sparsam aus. Ganze sieben Polizisten wurden in Wien bisher für den Einsatz bewilligt – Peanuts also.

Kurz’ Balkan-Aktion hat aber noch weitere Ziele: Die ÖVP versucht der befreundet­en CSU dabei zu helfen, Merkel weiter unter Druck zu setzen. Sie soll vor die Entscheidu­ng gestellt werden, beim Obergrenze­nmodell mitzuziehe­n und keine Flüchtling­e mehr hereinzula­ssen oder aber Österreich zu garantiere­n, dass es zu einem reinen Transitlan­d wird. Zudem soll Griechenla­nd durch das Dichtermac­hen an der mazedonisc­hen Grenze gezwungen werden, die Hotspots zu bauen, die eigentlich Rückführun­gszentren werden sollen. Flüchtling­e sollen von dort aus abgeschobe­n werden. Es droht eine humanitäre Katastroph­e.

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