Karriere online: Alles halb so wild?
Jobeinsteiger sollen im Zeitalter von Facebook, Linkedin und Co auch im Onlineprofil professionell wirken. Aber beeinträchtigt jedes falsche Wort die Karriere? Wie viel Vorsicht ist angebracht? Das Netzwerk „Traineenet“fragte bei Experten nach.
Der STANDARD), Wien – „Jedes Wort ein Mord?“Die Plattform Traineenet, ein von Unternehmen gesponserter Zusammenschluss von Trainees, spielt in Zeiten der performativen Ökonomie mit perfekter Selbstdarstellung in sozialen Medien die Angstkarte aus. Was kann ich als Einsteiger falsch machen? Kann die Karriere via Facebook enden, noch bevor sie begonnen hat?
Ja, sicher! Beispiel Hasspostings und folgende Auflösung der Arbeitsverhältnisse. Zum Flüchtlingsthema hatte eine Reihe von Unternehmen eine klare Position zu Mitarbeitern und Lehrlingen, die menschenverachtende Mei- nungen und Aufrufe veröffentlicht hatten, bezogen: keine Toleranz, sondern Trennung. Als Begründung wurde der Reputationsverlust für Firmen genannt, aber auch der schlechte Einfluss auf die gesamte Belegschaft.
Cool down
Sonst scheint der Grund zum Fürchten eher überzogen. Auch im Internet reichen Hausverstand und das Einhalten simpler Regeln des Respekts, dann herrscht kaum Gefahr für „alle, die nicht unter permanentem Darstellungszwang leiden“, wie STANDARD Karrieren-Chefin Karin Bauer sagt. Was tunlichst zu unterlassen ist, ist keine Geheimwissenschaft: Nicht über den Arbeitgeber lästern. Keine peinlichen Halbnacktfotos in die Netzwerke stellen. Keine selfmade Partyvideos hochladen. Bewerbungen nicht von „Sexyhexy“-Accounts versenden. Exponierte Postings mit Klarnamen bleiben lassen. Dass es zwischen Freunden und Öffentlichkeit zu unterscheiden gilt, sollte sich eigentlich via Privatsphäreneinstellungen auch schon herumgesprochen haben.
Dass Personalentscheider mittlerweile die Google-Suche beherrschen, dürfte auch bekannt sein. Andererseits: Gar keine elektronische Spur zu hinterlassen ist auch verdächtig. Dafür gibt es wieder To-dos: die Informationen in den einzelnen Kanälen aufeinander abstimmen und aktuell halten. Sich selbst regelmäßig googeln, um etwa Namensvettern, die Eigenartiges von sich geben, zu enttarnen und sich zu distanzieren. Die perfekte virtuelle Person mit den angemessensten Hobbys und der korrektesten Erscheinung dürfte da die größte Falle sein: Die Feuerprobe passiert analog. Da sollten Fleisch und Blut halten können, was im Netz versprochen wurde.
Empfehlung: Reiz und Reaktion entkoppeln. Also nachdenken und warten, bevor auf Meinungen, Nachrichten oder Fragen spontan und impulsiv geantwortet wird. Aber das ist ja auch der Generation Mail schon bekannt.
Ja, für karrierewillige Junge ist es ein Aufwand, die sozialen Medien zu pflegen und sich dort zu warten. Aber man darf sich entkrampfen: Shitstorms wie etwa jener, den Spar zum Thema Halal-Fleisch erlebt hat, oder Candystorms wie jener, der sich über die Feldkirchener Feuerwehr nach spielerischer Sommerdusche für Flüchtlingskinder ergoss, bleiben den meisten Jungen mit Hausverstand im Netz sicher erspart. p www.traineenet.at