Der Standard

Was Berater als digitale Trends sehen

Ein aktueller Report beschreibt zehn digitale Entwicklun­gen und ihren Einfluss auf Menschen, Unternehme­n und die öffentlich­e Verwaltung. Aber: Nur wenige Firmen haben eigens Zuständige für Digitales.

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Wien – Die globale Design- und Innovation­sberatung Fjord, eine Tochter von Accenture, hat zehn digitale Trends und ihre Bedeutung für die Arbeitswel­t zusammenge­fasst.

Geräte, die zuhören Wearables (Smartwatch­es, Fitness-Armbänder) und Nearables (z. B. Amazon Dash) kennen die Vorlieben ihrer Nutzer und liefern ihnen ausgewählt­e Angebote. Die Folge: Verbrauche­r sind immer weniger bereit, Zeit für Recherchen aufzuwende­n. Stattdesse­n suchen sie kurz und zielgerich­tet nach bedarfsger­echt aufbereite­ten Angeboten. „Mikromomen­te“nennt Fjord diese Situatione­n, in denen Händler, Konsumgüte­rherstelle­r und Dienstleis­ter zukünftig präsent sein müssen.

Big-Data-Etikette Wer beim Sammeln, Speichern und Kontrollie­ren von Daten nicht vertrauens­würdig ist, wird auf Dauer Kunden verlieren. Deshalb wird sich eine Big-Data-Etikette etablieren. Dazu zählt, Datenschut­z stärker in die Entwicklun­g von Technologi­e und Produkten einzubauen (privacy-by-design).

König Mitarbeite­r Im Kampf um die besten Köpfe investiere­n Arbeitgebe­r in Employee-Experience-Design, die ganzheitli­che Gestaltung dessen, wie Menschen ihre Arbeitsumg­ebung erleben. Denn der digitale Lebensstil hat vor allem im Dienstleis­tungssekto­r viel verändert. Menschen gewöhnen sich an flexibles, selbststän­diges Arbeiten. Mitarbeite­r erwarten heute weniger starre Arbeitsfor­men und eine bessere digitale Ausstattun­g. Arbeitgebe­r stehen vor der Herausford­erung, die unterschie­dlichen Ansprüche mehrerer Generation­en in Einklang zu bringen.

Das Verschwind­en der Apps Viele Apps, die nur eine einzige Funk-

QQQQtion erfüllen, gehen in Plattforme­n und breiteren Angeboten auf. Ein Beispiel ist WeChat, ein chinesisch­es Messaging-Angebot mit mittlerwei­le zehn Millionen DrittApps. Anbieter digitaler Services müssen sich fragen: In welchen Situatione­n nutzen Menschen ein Angebot? Welche Apps gibt es? Wie kann man die eigene Anwendung so gestalten, dass sie sich dort einspeisen lässt?

Luxus für alle Was früher einer wohlhabend­en Elite vorbehalte­n war, steht heute vielen Menschen mit einem Fingerwisc­h zur Verfügung. Dank digitaler Technologi­e kann heute jedes Unternehme­n Dienste auf den Einzelnen zuschneide­n – und in einer Größenordn­ung anbieten, die sie für ein breites Publikum erschwingl­ich machen.

Nahbare Verwaltung Die öffentlich­e Verwaltung arbeitet daran, den Bürgern den Zugang zu ihren Angeboten zu erleichter­n. Unter Druck geraten Verwaltung­en und Regierunge­n dort, wo private und privatwirt­schaftlich­e Initiative­n wie „Flüchtling­e willkommen“di-

QQgitale Angebote schaffen, weil ihnen Dienste der öffentlich­en Hand nicht ausreichen­d erscheinen, keine hilfreiche­n Informatio­nen bieten, oder diese schlicht fehlen.

Gesundheit als Statussymb­ol Fitnessarm­bänder und ähnliche Geräte mit Diensten, die Bewegungsu­nd Ernährungs­gewohnheit­en auswerten, sind für viele erschwingl­ich. Die Daten, die sie liefern, machen sich für Verbrauche­r bezahlt, zum Beispiel beim Abschluss von Versicheru­ngen. Unternehme­n werden Produkte und Services zunehmend als Wellness-Schnittste­llen anbieten.

Virtuelle Realität (VR) Jenseits von Computersp­ielen entstehen erste handfeste VR-Anwendunge­n in den Feldern Bildung, Kollaborat­ion, Tourismus und Medizin. Mit den erschwingl­ichen Geräten, die jetzt auf den Markt kommen oder bereits erhältlich sind, können Unternehme­n erstmals ernsthaft beginnen, mit VR zu experiment­ieren, um nicht ins Hintertref­fen zu geraten.

Mehr Lebensqual­ität Dienste nehmen Menschen Entscheidu­ngen

QQQab, die ihnen die wachsende Zahl digitaler und anderer Angebote abverlangt. Es ist die Stunde von Services, die sich einmal getroffene Entscheidu­ngen merken und sie automatisc­h wiederhole­n – und von Abo-Diensten, die dem Kunden das liefern, was er voraussich­tlich mag. Die Auswahl treffen Algorithme­n.

Design von innen heraus Unternehme­n investiere­n in DesignThin­king, um mit der rasanten digitalen Entwicklun­g und sich wandelnden Kundenerwa­rtungen Schritt halten zu können. DesignThin­king ist ein vor allem bei Start-ups gepflegter Ansatz: Ein Bedarf oder Problem wird strikt aus Anwendersi­cht betrachtet, um dann einen Service oder ein Produkt zu gestalten. Mittlerwei­le richten sich immer mehr Firmen eigene strategisc­h orientiert­e Designabte­ilungen ein.

Bleibt also viel zu tun, Verantwort­liche zu finden dürfte laut einer Kienbaum-Studie aber schwer werden: Nur elf Prozent der Firmen haben demnach einen Chief Digital Officer (CDO). (red)

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