Warum die Mühen des offenen Dialoges lohnen
Kontakt, Kommunikation und Klarheit: Die drei Säulen einer Vertrauenskultur. Mails beim Meeting checken, Floskeln austauschen, die Zeit mit „Höflichsprech“rumkriegen und Zwist im Team einfach ignorieren sind dafür nicht zweckdienlich.
Wien – Der Weg zur Vertrauenskultur führt über die Art, wie wir Beziehungen im Team und zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten gestalten. Er basiert auf drei Ks: Kontakt, Kommunikation und Klarheit.
Kontakt: In vielen Meetings erlebt man lange Monologe, gegenseitiges Unterbrechen, ständige Ablenkungen. Schnell werden mal „nebenbei“Mails gecheckt, Nachrichten getippt. Alle schauen auf den Monitor, aber es herrscht kein Blickkontakt. Die Teilnehmer sind zwar körperlich anwesend, aber nicht in Kontakt – weder mit sich noch mit den anderen.
Ohne Kontakt entsteht aber kein Vertrauen. Es lohnt sich daher, bewusst Rahmenbedingungen zu schaffen, die Kontakt fördern. Dazu gehört eine gute Vorbereitung: ein störungsfreier Raum, eine dialogfördernde Sitzordnung (vielleicht sogar ohne Tische), inhaltliche Vorbereitung und eine persönliche „Einstimmung“. Dabei helfen Fragen wie: „Was will ich erreichen? Worum geht es mir – eigentlich?“oder „Was wünsche ich von den anderen Beteiligten, und wie geht es mir mit ihnen?“
Auch der Abschluss einer Begegnung sollte von respektvollem Kontakt geprägt sein: Wenn ich sehe, wie manche Gruppen auseinandergehen, kommt mir oft das Bild eines Hühnerhaufens in den Sinn, wenn alle fluchtartig und hektisch gackernd den Platz verlassen. Eine saubere Verabschiedung ist ein Zeichen für einen respektvollen Umgang miteinander.
Der Sozialpsychologe George C. Homans hat erforscht, dass die Sympathie unter Menschen mit der Anzahl Ihrer Kontakte steigt – vereinfacht gesagt: „Kontakt schafft Beziehung“. Beziehungen pflegen und Vertrauen aufbauen bedeutet auch den Kontakt – sogar über Entfernung oder einen längeren Zeitraum ohne Treffen – aufrechtzuerhalten. Das gilt für Teams, aber auch für das berufliche Netzwerk mit Arbeitskollegen, Geschäftspartnern und Kunden.
Kommunikation: „Wie geht es Ihnen?“– „Danke gut“. „Wie läuft das Projekt?“– „Alles bestens.“Der Austausch von rituellen Floskeln charakterisiert viele formale organisationale Besprechungen. Das Vertrauen, offen darüber zu sprechen, was einen bewegt, fehlt im Alltag. Wenn wir wollen, dass die wirkliche Meinung vor allem in Anwesenheit des Vorgesetzten auch ausgesprochen wird und etwas Neues entsteht, so müssen wir mit dem „Höflichsprech“aufräumen und uns aus der kommunikativen Komfortzone herausbewegen. Das bedeutet respektvoll zuzuhören, Worte nicht als Vernichtungswaffe gegen andere zu benutzen. Eine Kommunikation des Vertrauens zeigt sich, wenn wir mit Ich-Botschaften persönlich werden, mutig Standpunkte beziehen und sagen, was uns bewegt.
Klarheit: Zahlreiche Konflikte in Teams entstehen, weil nicht klar ist, wer was von 3. Teil wem erwartet, oder weil Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortungen unklar definiert sind. Durch offene Kommunikation entsteht auch Klarheit in den Beziehungen. Dabei muss ich mir selbst einmal meine Ziele, meine Anliegen und meine Erwartungen an andere bewusstmachen. Daraus ergibt sich die Frage, welches Gestalten von Beziehungen mutige Gespräch wir schon lange führen sollten, das uns in unserer Zusammenarbeit oder Exzellenz weiterbrächte. Sie kann uns dazu bringen, die wirklich wichtigen und klärenden Gespräche zu führen. Gespräche beispielsweise, die verborgene Spannungen zutage fördern und neue Energie freisetzen, wenn sich diese Spannungen auflösen. Diese kurze Frage kann zu einem der wichtigsten Werkzeuge jeder Führungskraft werden.
Wenn wir Beziehungen mit Kontakt, Kommunikation und Klarheit gestalten, so legen wir damit die Basis für eine Vertrauenskultur. Diese gelingt aber nicht durch die Formulierung eines Leitbildes und wohlgemeinte Appelle. Offene Begegnung und Vertrauen entstehen durch wiederholte „Beweise“im Alltag über einen längeren Zeitraum hinweg.
MARIANNE GROBNER ist selbstständige Unternehmensberaterin und beschäftigt sich unter anderem mit Führungskräfte- und Personalentwicklung. Ihr aktuelles Buch „Lust auf Führung – FührungsKRAFT entwickeln“ist bei Kreutzfeldt digital (Hamburg) erschienen.