Weiter gesucht: Informatiker und Ingenieure
Fachhochschulabsolventen haben gute Jobaussichten. Sie werden von künftigen Arbeitgebern wegen ihrer Praxisorientiertheit und ihrer kurzen Ausbildung mit Schwerpunkten geschätzt. Speziell rosig scheint die Situation für Techniker.
Wien – Die Chancen für Fachhochschulabsolventen am Arbeitsmarkt sind weiterhin gut. In den nächsten drei bis fünf Jahren wird der Bedarf nach ihnen in Unternehmen um 15 Prozent steigen: Das hat eine von der Wirtschaftskammer (WKO) Wien beim Institut Jaksch & Partner in Auftrag gegebene Umfrage unter 1500 Wiener Betrieben ergeben. Eine Prognose, die auf ganz Österreich umlegbar sein dürfte, sagt Belinda Hödl von der Bildungspolitischen Abteilung der WKO.
Dass Fachhochschulabsolventen am Arbeitsmarkt gefragt sind, zeigen auch die Arbeitslosenzahlen: Lediglich 2,4 Prozent der FHAbgänger waren im Jahr 2015 ohne Job (siehe Grafik), im Vergleich: 3,4 Prozent beträgt die Arbeitslosenquote unter allen Akademikern. 2009 waren noch 3,5 der gesamten FH-Absolventen ohne Arbeit. „Das zeigt, dass die Eingliederung in den Arbeitsmarkt funktioniert“, sagt Hödl. Von allen Arbeitslosen hat dem Arbeitsmarktservice (AMS) zufolge überhaupt nur rund ein Prozent eine Fachhochschule absolviert. Sie brauchen laut Statistik Austria im Schnitt auch nur zwei Monate, um einen Job zu finden.
Der Bedarf an fachlichen Quali- fikationen spiegelt dabei aktuelle Entwicklungen wie die Digitalisierung und Automatisierung wider – gesucht werden zurzeit vor allem Techniker. So konstatieren 30,8 Prozent der von Jaksch & Partner befragten Unternehmer ein Unterangebot an Absolventen der Ingenieurwissenschaften; 30 Prozent sagen, es gebe zu wenige Informatiker am Markt.
Die Weichen, um diese auszubilden, sind indes gestellt. Die Vermittlung technischer Expertise biete neben dem gesundheitsbezogenen beziehungsweise medizinisch-technischen Wissen einen inhaltlichen Schwerpunkt im FH-Sektor, heißt es vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung. „Und diese Themen bleiben dort sicher auch in Zukunft von Bedeutung“, sagt Elmar Pichl, Leiter der Hochschulsektion. Das entsprechende „Curriculum 4.0“müsse allerdings noch entworfen werden. Vorgese- hen ist jedenfalls, die Zahl der Fachhochschulstudierenden in den nächsten drei Jahren von aktuell 45.660 auf 50.000 zu erhöhen. Spezielle Fächer wurden den Fachhochschulen für die Ausbauschritte nicht vorgegeben. „Die Fachhochschulen sollen selbst für eine nachhaltige Entwicklung von Studiengängen sorgen, die wiederum in Kooperation mit der Wirtschaft erfolgen sollen“, sagt Pichl. „Aufgrund dieser engen Vernetzung haben die Fachhochschulen von sich aus überwiegend auf den Bedarf der Wirtschaft reagiert und ihre Ausbauvorhaben entsprechend gestaltet.“
Weniger gefragt als Techniksind derzeit laut Jaksch-&-PartnerAnalyse Marketingexperten: 44,4 Prozent der Umfrageteilnehmer nannten ein Überangebot an FHAbsolventinnen und -Absolventen dieses Faches. Auch von fertigen Wirtschaftswissenschaftern (32,3 Prozent) gebe es zu viele. Weitere 25,8 Prozent der Unternehmer konstatierten zudem ein Überangebot an Management-Absolventen.
Ansonsten überschüssig offenbar: Absolventen der Sozialwissenschaften und der Fächer Tourismus sowie Medien beziehungsweise Redaktion.
Punkten mit Praxis
Arbeitgeber schätzen an Fachhochschulabgängern besonders deren Praxisorientierung: 57 Prozent nannten dies in der besagten Umfrage als Stärke, ebenso wie eine spezielle Ausbildung mit Schwerpunkten (15 Prozent). Als Schwächen attestieren sie ihnen eine geringere Selbstständigkeit (13 Prozent) und eine verschulte Denkweise (13 Prozent). Der Großteil der Unternehmen, auch das ergab die Analyse, will übrigens Mitarbeiter, die eine FH berufsbegleitend besuchen wollen, in diesem Vorhaben unterstützen.