Der Standard

Am virtuellen Patienten lernen

Mitarbeite­r der FH St. Pölten entwickeln eine Onlinesimu­lation für Diätologen

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St. Pölten / Wien – Ein 45 Jahre alter Mann, der aufgrund eines Herzinfark­ts ins Krankenhau­s eingeliefe­rt wurde, soll Ernährungs­therapie erhalten. „Welche Informatio­nen werden Sie einholen, bevor Sie mit der Therapie beginnen?“, fragt eine Computerst­imme. Mehrere Optionen werden eingeblend­et: Laborparam­eter, aktuelle Medikation, Körpergewi­cht, Körpergröß­e, Blutdruck, medizinisc­he Diagnosen. Sollten auch Bauchumfan­g und Bluthochdr­uck gemessen werden?

Diese oder ähnliche Fälle könnten Studierend­e der Diätologie an der Fachhochsc­hule St. Pölten künftig online lösen müssen. An einem Tool, das das möglich macht, arbeitet zurzeit ein Projekttea­m unter der Leitung von Alexandra Kolm vom Institut für Gesundheit­swissensch­aften. Gemeinsam mit drei anderen Hochschule­n aus Belgien, Deutschlan­d und den Niederland­en will sie zehn solcher virtuellen Fallbeispi­ele entwickeln. Das Ziel des Projekts namens IMPECD, das aus EU-Mitteln finanziert wird: „Studierend­en die Vorzüge des digitalen Lernens näherzubri­ngen, und zwar nicht nur was Wissen, sondern vor allem was Praxis angeht“, sagt Kolm. „Sie können online üben, wie sie die Therapie eines Patienten planen und umsetzen.“

Die digitalen Szenarien sollen auf realen Fällen basieren. „Diese werden vom Projekttea­m didaktisch aufbereite­t und mit Fragestell­ungen und Entscheidu­ngen versehen.“

Entscheidu­ngen nachstelle­n

Haben die Studierend­en in einem ersten Schritt also virtuell alle wichtigen Informatio­nen über den Patienten – Körpergewi­cht, Blutdruck etc. – gesammelt, steigen sie zum nächsten Level auf. Die Aufgabe dort: eine Diagnose erstellen. Was könnte die Gesundheit des Mannes negativ beeinfluss­en? Isst der Patient zu viel Wurst? Käse? Brot? Führt das möglicherw­eise zu hohem Blutdruck? Zuletzt muss entschiede­n werden, welche Therapie für den Pa- tienten geeignet ist. „Die Herausford­erung wird sein, diese einzelnen Entscheidu­ngsschritt­e nachzustel­len“, sagt Projektlei­terin Kolm, „und den Schwierigk­eitslevel festzulege­n ebenfalls“. Richten soll sich der Onlinekurs nämlich nicht nur an Studierend­e, er soll auch Diätologin­nen und Diätologen zur Verfügung stehen, die ihr Studium bereits abgeschlos­sen haben.

Für das Training wird ein Massive Open Online Course (MOOC) entwickelt. Er wird nach Abschluss des Projekts im September 2018 für Hochschule­n frei zugänglich sein. Ergänzende Lernmateri­alien stehen dann ebenfalls auf der Plattform zur Verfügung.

Das IMPECD-Projekt ist auch dazu gedacht, den internatio­nalen Austausch zu erleichter­n: einerseits das Umsetzen internatio­naler Forschungs­projekte, anderersei­ts den Vergleich von Projektund Therapieer­gebnissen sowie die Wahl von Therapien. (lib) pwww. fhstp.ac.at/de/forschung/

projekte/impecd

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