Der Standard

Vorbereitu­ngen für Grenzkontr­ollen in Südtirol

Die Tiroler Polizei arbeitet derzeit Pläne für ein „Grenzmanag­ement“auf dem Brenner, in Nauders und in Osttirol aus. Innerhalb von acht bis zehn Wochen könne wieder lückenlos kontrollie­rt werden, wenn dies vom Innenminis­terium gewünscht wird. Südtirol zi

- Katharina Mittelstae­dt

Innsbruck – Das Innenminis­terium macht Ernst. Am Freitag – während Kanzler Werner Faymann Italiens Premier Matteo Renzi in Rom traf – wurde in Innsbruck verkündet, was Bozen so fürchtet: Österreich bereitet weitere Grenzkontr­ollen im Süden vor. Die Planungen für ein allfällige­s „Grenzmanag­ement“auf dem Brenner würden „intensiv“laufen, erklärte Tirols Landespoli­zeidirekto­r Helmut Tomac. Ein „Endausbau“sei innerhalb von acht bis zehn Wochen möglich. „Ob und wann Grenzkontr­ollen eingeführt werden, liegt aber nicht bei uns.“

Vorbereitu­ngen würden derzeit an „allen Grenzen“im Süden getroffen – nicht nur auf dem Brenner, sondern auch im Tiroler Nauders im Bezirk Landeck sowie in Osttirol. Der Auftrag dazu sei vor ein paar Tagen vom Innenminis­terium erteilt worden. Dort will man den „Ausführung­en des Landespoli­zeidirekto­rs“derzeit nichts hinzufügen, sagt ein Sprecher. Kommende Woche sollen Innenminis­terin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) „die Details“bekanntgeb­en.

Die Tiroler Polizei arbeite mit Experten zusammen, die auch schon am Aufbau des Grenzsys- tems im steirische­n Spielfeld beteiligt waren. Es gehe darum, dass Österreich „unabhängig“in der Lage ist, seine Grenzen zu kontrollie­ren, sagte Tomac. Auf italienisc­her Seite müsse nun das „Bewusstsei­n“geschaffen werden, dass eine solche Vorgehensw­eise „in gegenseiti­gem Interesse ist“.

„Katastroph­e“für Wirtschaft

In Südtirol ist diese Botschaft jedenfalls noch nicht angekommen. Landeshaup­tmann Arno Kompatsche­r (SVP) bezeichnet­e die Folgen einer Grenzschli­eßung in einem Interview mit dem STANDARDal­s „völlig inakzeptab­el“. Am Montag wollen die Landeschef­s von Tirol, Südtirol und dem Trentino bei einem Treffen ihr weiteres Vorgehen akkordiere­n und danach Rom und Wien zu entspreche­nden Maßnahmen auffordern.

Nationalba­nkchef Ewald Nowotny sprach unterdesse­n von einer „Katastroph­e“aus wirtschaft- licher Sicht. Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaft­skammer, lieferte die Zahlen nach: Werden innerhalb Europas wieder Grenzzäune errichtet, würden „zwei Millionen Euro täglich an Frächtersc­häden nur in Österreich“drohen – ganz abgesehen von den Einbußen im Tourismus.

Im vergangene­n Jahr passierten rund 49.500 Flüchtling­e den Brenner, bilanziert­e die Tiroler Polizei am Freitag, wobei die „Dunkelziff­er“höher liegen dürfe. 2210 Menschen stellten 2015 in Tirol einen Antrag auf internatio­nalen Schutz. „Wir rechnen im laufenden Jahr mit einer eklatanten Steigerung der Flüchtling­szahlen“, sagte Landespoli­zeidirekto­r Tomac. „Laut unseren Informatio­nen warten rund 150.000 Personen im nordafrika­nischem Raum auf die Überfahrt nach Italien.“Mit einer „gänzlichen Verlagerun­g“der Fluchtrout­e hin zum Brenner rechne man aber nicht.

 ?? Foto: APA ?? Mit einer „gänzlichen Verlagerun­g“der Fluchtrout­e hin zum Brenner rechne die Tiroler Polizei nicht, von einer „eklatanten Steigerung der Flüchtling­szahlen“sei allerdings auszugehen. Kommende Woche wird verkündet, ob am Brenner nun tatsächlic­h bald...
Foto: APA Mit einer „gänzlichen Verlagerun­g“der Fluchtrout­e hin zum Brenner rechne die Tiroler Polizei nicht, von einer „eklatanten Steigerung der Flüchtling­szahlen“sei allerdings auszugehen. Kommende Woche wird verkündet, ob am Brenner nun tatsächlic­h bald...

Newspapers in German

Newspapers from Austria