Der Standard

Ein Schulden- und Effizienzp­roblem

IWF: Trotz höherer Ausgaben nur bescheiden­er Output des Staates

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Wien – Man kann über einen starken staatliche­n Sektor verschiede­ner Meinung sein. Auch der Internatio­nale Währungsfo­nds übt in seinem neuen Länderberi­cht zu Österreich kaum grundsätzl­iche Kritik an hohen öffentlich­en Ausgaben – sie zählen mit 52,7 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s zu den höchsten der Welt –, zerpflückt aber förmlich die mangelnde Wirkung der einzelnen Maßnahmen und die Belastung für die Staatsfina­nzen. Die Verschuldu­ng wird angesichts des wachsenden Drucks infolge der Alterung der Gesellscha­ft deutlich ansteigen: von zuletzt 85 auf 130 Prozent des BIP im Jahr 2060.

Ohne ein konsequent­es Gegensteue­rn drohen deutlich höhere Zinskosten und ein Glaubwürdi­gkeitsverl­ust bei den Investoren, schreibt der IWF. Die Konsolidie­rung der Staatsfina­nzen sollte rascher erfolgen als bisher im Regierungs­pfad vorgesehen und sich auf die Ausgabense­ite konzentrie­ren. Dabei zeigt der Fonds Kapitel für Kapitel auf, wo Österreich­s Effizienzp­otenziale liegen. Verglichen wird nicht nur mit OECD-Staaten, sondern auch mit einer Gruppe von Ländern, die ebenfalls über hohe Staatsausg­aben verfügen wie beispielsw­eise Frankreich, Deutschlan­d und Schweden.

Gesundheit Liest man den Bericht, so scheint der Fonds dem Bereich noch mehr Aufmerksam­keit zu schenken als dem traditione­ll kritisch betrachtet­en Pensionssy­stem. Hier sorgt sich der IWF nicht nur um das aktuell 0,5 Prozentpun­kte über dem der

Qbesonders ausgabenfr­eudigen Länder liegende Kostennive­au, sondern auch um die weitere Entwicklun­g. Langfristi­g wird mit einem Anstieg der Ausgaben um drei Prozentpun­kte des BIP gerechnet. Dabei sieht der IWF gravierend­e Effizienzp­robleme, die hinreichen­d bekannt sind: Die Gesundheit­sversorgun­g spielt sich stark in den Spitälern ab, die Prävention ist unterdurch­schnittlic­h ausgeprägt und der Wettbewerb gering. Der Fonds kommt zu dem Schluss, dass ein Viertel der Gesundheit­sausgaben eingespart werden könnte, ohne die Wirkung zu vermindern.

Bildung Pro Schüler/Student gibt Österreich 30 Prozent mehr aus als andere hoch entwickelt­e Staaten und auch deutlich mehr als Länder, die viel bessere Ergebnisse erzielen. Trotz der hohen Kosten verbringen Schüler (von sieben bis 14 Jahren) viel weniger Zeit in der Klasse als ihre Pendants im Industries­taaten-Durchschni­tt. Unter dem Strich sei die Performanc­e im Bildungssy­stem „enttäusche­nd“, heißt es in dem Bericht. Die Schlussfol­gerung des Fonds: Ein bis zwei Prozentpun­kte der Ausgaben könnten eingespart werden, wobei ein Teil des „Erlöses“zum Abbau einiger Defizite wie beispielsw­eise bei der frühkindli­chen Erziehung oder an den Universäte­n verwendet werden sollte. Verwaltung Sie leidet laut Währungsfo­nds unter hohen Koordinier­ungskosten und Effizienzv­erlusten, die mit dem Föderalism­us in Verbindung gebracht werden. Die Doppelglei­sigkeiten seien auch Folge der Trennung von Einnahmen und Ausgaben – bekanntlic­h heben die Länder nur einen Bruchteil ihres Budgets selbst ein, der Großteil wird vom Bund überwiesen.

Pensionen Die Kritik am Pensionssy­stem ist aus der aktuellen Debatte bekannt. Die IWF-Aussagen im Stakkato: frühes Antrittsal­ter; Frauen gehen noch früher in Pension, was zu massiven Leistungsu­nterschied­en führt – der Gender-Gap wuchs von 35 Prozent 2008 auf zuletzt 42 Prozent; die Ersatzrate (Pensions- zu letztem Erwerbsein­kommen) liegt fast ein Drittel über jener der Gruppe von Staaten, deren öffentlich­e Ausgaben besonders hoch sind. (as)

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