Der Standard

Deutsche Kanzlerin will Asylrecht weiter verschärfe­n

Kurz vor dem EU-Gipfel hat die CDU ein Papier zur Integratio­n beschlosse­n, das weitere Verschärfu­ngen im Asylrecht vorsieht. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel sieht sich trotz der Absage Frankreich­s an ihre Politik nicht isoliert und setzt weiter auf P

- Birgit Baumann aus Berlin

Es ist erst ein paar Tage her, da hat die deutsche Regierung ihren Streit um das sogenannte Asylpaket II beigelegt. Dessen wichtigste Maßnahme: Der Familienna­chzug für subsidiär Schutzbedü­rftige wird für zwei Jahre ausgesetzt.

Doch die CDU plant schon wieder ein neues Asylpaket. Am Montag hat sie ein sogenannte­s „Integratio­nspapier“beschlosse­n. Darin werden Vorschläge der Landespart­eien von Baden-Württember­g und Rheinland-Pfalz aufgegriff­en, wo am 13. März Wahlen sind. Anerkannte Flüchtling­e sollen ein unbefriste­tes Daueraufen­thaltsrech­t künftig erst dann erhalten, wenn sie ausreichen­de Deutschken­ntnisse und die Sicherung ihres Lebensunte­rhalts nachweisen können. Derzeit ist die Erteilung eines solchen Aufenthalt­stitels eine reine Formalsach­e.

Zudem soll die Hürde für eine Teilnahme an Integratio­nskursen höher gelegt werden. Aktuell ist dafür eine „gute Bleibepers­pektive“des Asylwerber­s nötig. Künftig soll diese „sehr gut“sein, da man, so die CDU, „insbesonde­re Syrern und Irakern“helfen wolle. Für andere wird es schwierige­r.

Für Flüchtling­e ohne Schulabsch­luss soll die Schulpflic­ht bis zum Alter von 25 Jahren gelten, derzeit sind es 18 Jahre. Asylberech­tigten soll der Wohnsitz zugewiesen werden, wenn sie ihren Lebensunte­rhalt nicht aus eigener Kraft sichern können. Bisher können sie sich in Deutschlan­d frei bewegen. Mit der Einschränk­ung will die CDU verhindern, dass alle in die großen Städte ziehen.

Streit um Mindestloh­n

Eigentlich wollte die CDU Flüchtling­e beim Mindestloh­n wie Langzeitar­beitslose behandeln. Sie sollten in den ersten sechs Monaten einer Beschäftig­ung keinen Anspruch auf mindestens 8,50 Euro/Stunde haben. Nach massivem Protest der SPD gab die CDU nach, die Ausnahme vom Mindestloh­n Praktika gelten.

Als CDU-Generalsek­retär Peter Tauber am Montag das Paket vorstellte, kam die Rede natürlich auch auf den bevorstehe­nden EUGipfel. Er trat Erwartunge­n entgegen, dass es nach dem Treffen in Brüssel eine Kursänderu­ng – also eventuell Obergrenze­n – in der deutschen Asylpoliti­k geben werde. Merkel werde allenfalls eine „Zwischenbi­lanz“ziehen.

Doch in Deutschlan­d fragt man sich immer lauter, wie Merkel ihren Kurs noch durchhalte­n wolle. Zuletzt hatte der französisc­he Premier Manuel Valls auf der Münchner Sicherheit­skonferenz erklärt, Frankreich werde zwar das bereits vereinbart­e Kontingent von 30.000 Flüchtling­en aufnehmen – mehr aber nicht. Regierungs­sprecher Steffen Seibert wollte Merkel am Montag nicht

soll nur

bei isoliert sehen. Es gebe für die Verteilung von 160.000 Flüchtling­en in der EU, zum Schutz der EUAußengre­nzen und der Stärkung der Grenzschut­zagentur Frontex „eine sehr breite Unterstütz­ung in Europa“. Man wolle „die Dinge Schritt für Schritt umsetzen“.

Streit um die Flüchtling­spolitik herrscht auch bei den deutschen Grünen. Der Tübinger Oberbürger­meister Boris Palmer plädiert in einem Spiegel- Interview dafür EU-Außengrenz­en mit einem Zaun und bewaffnete­n Grenzern zu sichern, um mehr Flüchtling­e abzuweisen, und riet seinen Parteifreu­nden in Berlin zum Umdenken: „Es sind nicht die Zeiten für Pippi-Langstrump­f oder Ponyhof-Politik.“GrünenChef­in Simone Peter wirft ihm vor, „rechten Hetzern“in die Hände zu spielen.

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Für die Filmgala „Cinema for Peace“im Rahmen der Berlinale verhüllte der chinesisch­e Künstler Ai Weiwei die Säulen des Berliner Konzerthau­ses mit Schwimmwes­ten.

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