Bankenhochzeit soll Konsolidierung einläuten
Fusion zur drittgrößten Bank Italiens auf Schiene, Reform der Genossenschaftsbanken
Am Wochenende soll Italiens drittgrößte Bank mit einer Marktkapitalisierung von rund vier Mrd. Euro und einer Bilanzsumme von 275 Mrd. entstehen. Die Fusionsbank Banca Popolare di Milano wird aus dem Zusammengehen von der Volksbank Mailand und der Banco Popolare aus Verona gebildet. Die EZB hat das Projekt bereits genehmigt. Der neue Chef der fusionierten Bank, Giuseppe Castagna, der derzeit noch bei der Mailänder Volksbank das Ruder in der Hand hält, erklärte, dass nur noch Details beschlossen werden müssten.
Aber nicht nur bei den Volksbanken setzt ein Konsolidierungsprozess ein. Die Regierung in Rom hat vergangene Woche ein Dekret erlassen, in welchem die Reform der Genossenschaftsbanken, die staatlichen Garantien für verbriefte Problemkredite und die Beschleunigung bei der Eintreibung von ausstehenden Krediten in einem Paket zusammengeschnürt wurden.
Das sogenannte Bankendekret soll Italiens Kreditsystem eine Verschnaufpause verschaffen. Bestimmungen, welche die übermäßig langen Fristen zum Eintreiben von Krediten verkürzen, haben für den Bankensektor sehr hohe Priorität. Denn nach Aussagen von Unicredit-Chef Federico Ghizzoni zählen die langen Fristen, oftmals mehr als zehn Jahre, um ausstehende Kredite einzutreiben, zu den größten Problemen der italienischen Banken.
Sonderregeln für Südtirol
Die Reform der Genossenschaftsbanken sieht die Bildung einer einzelnen Dachholding vor, in welche die Banken jeweils mindestens 51 Prozent ihres Kapitals einbringen. Allen Kreditinstituten, die über Reserven von mehr als 200 Mio. Euro verfügen, soll die Beteiligung an der Holding grundsätzlich freigestellt werden. Auch für die Raiffeisenkassen aus Südtirol gelten Sonderregeln. Die Banca d’Italia wird der Holding Mindestvorgaben setzen, etwa über Strategien, Normen für Kapitalpuffer und Risikogarantien. In Italien gibt es 364 Genossenschaftsbanken mit 37 000 Beschäftigten und einem Anteil an den gesamten Einlagen von 7,9 Prozent und an den landesweiten Ausleihungen von 7,3 Prozent. Ihr Eigenkapital wird auf 20 Mrd. Euro geschätzt. Die Umsetzung der Reform soll innerhalb von 18 Monaten erfolgen und zu einer weiteren Konsolidierung am italienischen Kreditmarkt führen.
Italiens Banken mit BruttoProblemkrediten von 201 Mrd. Euro (nach Rückstellungen netto 87 Mrd. Euro) können aufatmen. Denn das Dekret sieht vor, dass der Teil der notleidenden Kredite, der verbrieft wird, in den Genuss staatlicher Garantien kommt.