Wie Facebook zum Schnüffeltool wird
Wer nicht ausspioniert werden will, sollte Einstellungen absichern
Wien –Fast 1,6 Milliarden Nutzer hat Facebook. Das Unternehmen sitzt damit auf einem enormen Datenschatz, mit dem es dank zielgerichteter Werbung inzwischen viel Geld verdient. Die Informationen, die die Nutzer bereitwillig teilen, sind aber nicht nur für Facebook interessant. Auch für Ermittler oder Arbeitgeber kann das soziale Netzwerk zur Fundgrube werden. Wie gezielt die Seite zum Ausspionieren genutzt werden kann, zeigt ein Suchtool des Unternehmens IntelTechniques.
Umfangreiche Abfragen möglich
Über das kostenlose und frei zugängliche Onlinetool kann man allerhand Dinge über einen Facebook-Nutzer herausfinden, ohne selbst Mitglied des Netzwerks sein zu müssen, etwa welche Orte er besucht hat, in welchen Fotos anderer Nutzer er markiert wurde, welche Videos ihm gefallen, was er gepostet oder kommentiert hat. Auch lässt sich abfragen, welche gemeinsamen Freunde zwei Facebook-Mitglieder haben. Ein Arbeitgeber könnte theoretisch nachsehen, wie sich ein Jobkandidat privat verhält und ihn eventuell aufgrund von Partyfotos nicht für ein Bewerbungsgespräch einladen. Hinter IntelTechniques steht der ehemalige FBI-Ermittler Michael Bazzell. Auf seiner Website (https://inteltechniques.com) werden noch weitere Tools zur Informationsbeschaffung angeboten. So kann jeder zum Hobbydetektiv werden und andere Personen auskundschaften.
Auch Detektive greifen auf Facebook zurück. „Alle Informationen können relevant sein. Das fängt von Fotos, Bekanntschaften (Netzwerken), Angaben zum Beruf, zur Ausbildung an und geht nahtlos weiter zu Telefonnummern, E-Mail-Adressen, geografischen Aufenthaltsorten etc.“, sagt Lukas Helmberger, Präsident des Österreichischen Detektivverbands, gegenüber dem STANDARD. Er betont jedoch, dass das nur bei berechtigtem Interesse passiere und meist zivilrechtliche Gründe habe.
Nur öffentliche Einträge sichtbar
Fremde Personen können auf Facebook aber nur Inhalte sehen, die öffentlich gepostet wurden. Ein Foto, das man nur mit seinen Facebook-Freunden geteilt hat, wird nicht gefunden. Facebook selbst sieht Schnüffeltools daher auch als nicht besonders problematisch an. „Alles, was man zu sehen bekommt, kann man auch über die Suchleiste auf Facebook finden und richtet sich nach den Privatsphäreeinstellungen der Menschen“, heißt es auf Anfrage des STANDARD. Umso wichtiger ist es, dass man sich Privatsphäreeinstellungen auseinandersetzt. Nutzer, die nicht von anderen ausspioniert werden wollen, sollten ihre Einstellungen kontrollieren. Facebook lässt sehr detailliert zu, welche Informationen man öffentlich einsehbar macht und welche nur den Freunden weitergegeben werden. Tipps, wie und wo man die Einstellungen richtig setzt, um sein Profil möglichst gut abzusichern, geben der Verein Mimikama.at oder die Initiative Safterinternet.at.
„Auch wenn ich hier gegen meine eigenen Interessen spreche, sollte man doch darauf achten, was man mit welchen Einstellungen auf Facebook preisgibt“, sagt Helmberger. Es komme oft vor, dass Nutzer nur schlecht abgesichert seien. (br) Die Angriffe werden immer gefinkelter, warnten Saatssekretärin Sonja Steßl und Cert.at
Leiter Robert Schischka bei der Präsentation des Internet-Sicherheitsberichts 2015