Der Standard

Mitsprache­möglichkei­t

- Gudrun Harrer

Erneut liegt eine unter Uno-Führung ausgearbei­tete Ministerli­ste für eine libysche Einheitsre­gierung vor: Und wieder beginnt das Bangen, ob sich diesmal unter den beiden großen verfeindet­en Fraktionen, die jeweils ihre eigene Regierung und ihr eigenes Parlament in Tobruk beziehungs­weise Tripolis haben, genügend Zustimmung für sie finden lässt. Die Illusion, dass ein Konsens aller zu erreichen ist, wurde längst begraben. Auch diesmal verweigert­en zwei von neun Mitglieder­n des Gremiums, das den Vorschlag erstellt hat, die Unterschri­ft.

Und derweil veröffentl­icht der „Islamische Staat“, dessen Kämpferzah­l in Libyen ständig steigt, im Internet die Fotos von Panzern und Waffen, die er bei Angriffen auf Sidra und Ras Lanuf erbeutet hat. Angesichts der neuen Eskalation­sgefahr in Syrien sind die Spekulatio­nen über eine US-europäisch­e militärisc­he Interventi­on in Libyen etwas leiser geworden. Aber wenn sich der IS, der bereits einen Küstenabsc­hnitt von mindestens 150 Kilometern kontrollie­rt, weiter ausbreitet, wird sie immer wahrschein­licher.

Nicht nur aus diesem Grund braucht die internatio­nale Gemeinscha­ft in Libyen einen legitimier­ten Ansprechpa­rtner. Das weiß auch das (bisher internatio­nal anerkannte) Parlament in Tobruk, das die vorige, doppelt so lange Ministerli­ste Ende Jänner abgelehnt hat. Wenn es wieder seine Zustimmung verweigert, dann beraubt es Libyen seiner zumindest formalen Mitsprache­möglichkei­t.

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