Der Standard

Unis halten an ihren Fächern fest

Rektorench­efin Sonja Hammerschm­id hält eine Diskussion über Betriebswi­rtschaftsl­ehre oder Rechtswiss­enschaften an Fachhochsc­hulen für verfrüht. Die Wiener Wirtschaft­suniversit­ät warnt gar vor einem Schaden für den österreich­ischen Wirtschaft­sstandort.

- Lisa Kogelnik Katharina Mittelstae­dt

Wien/Innsbruck – Die Hochschull­andschaft ist gespalten. Vizekanzle­r und Wissenscha­ftsministe­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) hatte am Montag angekündig­t, die Zahl der Studierend­en an den Fachhochsc­hulen erhöhen und gewisse Studienfäc­her verlagern zu wollen. Er denke dabei vor allem an „wirtschaft­s- und unternehme­nsnahe“Zweige. „Bei Betriebswi­rtschaftsl­ehre würde nichts dagegenspr­echen“, sagt Mitterlehn­er. Auch im Bereich der Rechtswiss­enschaften „müsse man diskutiere­n“.

Bei den Universitä­ten stößt er damit auf Unverständ­nis. „Die Wirtschaft­suniversit­ät Wien hat sich erfolgreic­h internatio­nal positionie­rt. Keine andere Institutio­n ist in Österreich in der Lage, in dieser hohen Qualität auf den Gebieten der Wirtschaft­swissen- schaften und des Wirtschaft­srechts auszubilde­n“, sagt Rektorin Edeltraud Hanappi-Egger. „Würde sich die WU aus der BachelorAu­sbildung zurückzieh­en, würde die österreich­ische Wirtschaft großen Schaden nehmen.“

Er sehe sich „mit einer diffusen Aussage“konfrontie­rt, erklärt Paul Oberhammer, Dekan der rechtswiss­enschaftli­chen Fakultät in Wien, im Gespräch mit dem STANDARD. „Es reicht nicht, wenn sich Juristen ein How-to-do-Wissen aneignen. Das Universitä­tsstudium stellt sicher, dass spätere Rechtsanwä­lte und Richter in der Lage sind, wissenscha­ftlich zu denken und Fälle zu lösen.“Es sei deshalb „ein völlig unreflekti­erter Zugang“, zu glauben, man könne Jus-Studenten an FHs ausbilden, sagt Oberhammer. „Es ist mir auch kein Land bekannt, in dem das so gemacht wird.“

Sonja Hammerschm­id, Präsidenti­n der Universitä­tenkonfe- renz (Uniko), warnt davor, „aus einem Bauchgefüh­l heraus Fächer hin- und herzuschie­ben.“Bereits jetzt darüber zu diskutiere­n, welche Fächer von Unis an Fachhochsc­hulen wandern könnten, sei völlig verfrüht und entbehre jeder Faktengrun­dlage, sagt sie zum STANDARD. Zuerst müsse definiert werden, welche Aufgaben Fachhochsc­hulen und welche Universitä­ten übernehmen sollen. Für Hammerschm­id ist klar: Der Wunsch der FHs nach mehr Forschung und einem Promotions­recht sei eine „völlige Fehlentwic­klung“. Dies sei Aufgabe der Universitä­ten.

Fachhochsc­hulen zufrieden

Die Fachhochsc­hulen wiederum beurteilen die Vorschläge Mitterlehn­ers durchwegs mit Wohlwollen. „Die Aussagen des Wissenscha­ftsministe­rs sind Teil eines strategisc­hen Konzepts, das nicht zuletzt auf dem Wunsch der Universitä­ten beruht, entlastet zu werden“, sagt Andreas Altmann, Rektor der Hochschule Management Center Innsbruck (MCI). „Der Vorstoß ist in der Sache richtig, entspricht dem gemeinsame­n Geist des Hochschuls­ektors und ist auch umsetzbar.“

Altmann begrüße vor allem einen „sinnvollen Ausbau“der Studienplä­tze an Fachhochsc­hulen. „Es ist natürlich ein hohes Privileg, dass wir uns die Studierend­en aussuchen können, aber es gibt fast immer eine Reihe an Kandidaten, wo es einem das Herz zerreißt, weil man sie aufgrund der Beschränku­ngen nicht mehr aufnehmen kann.“Wichtig sei ihm aber, dass Veränderun­gen mit den Universitä­ten „partnersch­aftlich diskutiert“würden.

Helmut Holzinger, Präsident der Fachhochsc­hulkonfere­nz, will kein Studienfac­h nennen, das von den Unis zu den FHs wandern sollte. Aber wenn der Berufsfeld­bezug eines Hochschuls­tudiums sehr hoch sei, sei es wohl dafür geeignet, sagt er zum STANDARD.

In einem sind sich Universitä­ten und FHs einig: Positiv ist, dass Mitterlehn­er mehr Studierend­e an die FHs umleiten will. Uni-WienRektor Heinz Engl hält auch eine engere Kooperatio­n für „überlegens­wert“. Die Fachhochsc­hulkonfere­nz wünscht sich bis 2028 vierzig Prozent der Studierend­en in ihrem Hochschuls­ektor. Derzeit sind es 13 Prozent. Ein Ausbau würde laut ihren Berechnung­en 500 Millionen Euro kosten.

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Die Wirtschaft­suni Wien sei die einzige, die in Österreich Wirtschaft­swissensch­aften in hoher Qualität lehren könnte, sagt die Rektorin.

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