Der Standard

Doppelstra­tegie zur Drosselung der Balkanrout­e

Abschiebun­gen in den Süden, Stopp in den Norden

- Adelheid Wölfl aus Preševo

Ein paar serbische Polizisten stehen gelangweil­t vor dem Flüchtling­szentrum in der südserbisc­hen Grenzstadt Preševo, wo zu dieser Zeit zu Mittag normalerwe­ise bereits Hunderte Flüchtling­e aus Mazedonien angekommen sind. „Vielleicht kommen sie am Abend“, sagt eine Helferin. Diesen Dienstag ist alles anders. Griechenla­nd und Mazedonien haben darauf reagiert, dass Österreich die Obergrenze umsetzen will.

Griechenla­nd und Mazedonien lassen weniger Flüchtling­e in den Norden reisen. So will man Chaos, Überforder­ung und politische Streitigke­iten verhindern. Zunächst wird weiter gedrosselt, indem die Busse einfach langsamer an die Grenze fahren. Das Drosseln funktionie­rt, weil alles polizeilic­h organisier­t ist. Die Sicherheit­skräfte in den Staaten auf der sogenannte­n Balkanrout­e sind ganz aufeinande­r abgestimmt. Jeder Schritt wird koordinier­t.

Keine zweite Chance

Es ist eine Doppelstra­tegie, die die Staaten vereinbart haben. Während im Süden gedrosselt wird, werden vom Norden Flüchtling­e zurückgesc­hoben, wenn sie nicht Deutschlan­d oder Österreich als Ziel angeben. Niemand bekommt mehr eine zweite Chance. Slowenien schiebt bisher am meisten zurück. In den kommenden Tagen geht es darum, dass der „Run“in den Norden verhindert werden soll, also der Versuch, schnell noch nach Österreich zu kommen. Sicherheit­smaßnahmen wurden überall massiv verstärkt.

Ljubljana will zudem das Asylrecht ändern, Rechte von Asylwerber­n einschränk­en und ähnlich wie Ungarn die Möglichkei­t schaffen, Migranten bereits an der Grenze abzuweisen. Seit Tagen wird in Slowenien davor gewarnt, dass in dem kleinen mitteleuro­päischen Staat die Migranten stecken bleiben könnten. Diese Warnungen dienen als Argument, um die Grenzen dichter zu machen. Gleichzeit­ig verweist man in Österreich auf die führende Rolle von Slowenien. Es ist ein wenig wie beim Schwarzer-Peter-Spiel.

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