Der Standard

Beleuchtet in einer neuen Wien-Serie die Pläne der Stadträte im Jahr 2016. Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ), neben Kultur nun auch für Sport zuständig, muss die Finanzieru­ng des neuen Wien Museums aufstellen.

- Rosa Winkler-Hermaden

Wien – Die Regale sind noch nicht leergeräum­t, der Besprechun­gstisch ist noch an gewohnter Stelle. Schon bald aber werden Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) und sein Team ihre sieben Sachen packen und ins Rathaus übersiedel­n. Nach der Wien-Wahl im vergangene­n Herbst hat sich der Aufgabenbe­reich des Kulturund Wissenscha­ftsstadtra­ts um einiges erweitert. Er ist nun auch für Sport, Wahlen und den Presseund Informatio­nsdienst (Pid) zuständig. Im Rathaus wurden größere Räumlichke­iten frei. Einige Adaptierun­gsarbeiten sind noch nötig – dann wird dem jetzigen Büro am Friedrich-Schmidt-Platz der Rücken gekehrt.

Mailath-Pokorny freut sich über seine neuen Aufgaben: „Ich habe eine Affinität zum Sport, ich kenne mich halbwegs gut aus“, sagt er zum STANDARD. Freilich warten auch in diesem Bereich einige Herausford­erungen. Angesichts der Erfolge des Fußballnat­ionalteams wurden Stimmen laut, das Ernst-Happel-Stadion im Prater umzubauen. „Ich verhehle nicht, dass es eine Geldfrage ist“, sagt Mailath-Pokorny. Der neue Sportminis­ter Hans Pe- ter Doskozil (SPÖ) hatte eine Drittel-Finanzieru­ng angeregt, wobei Wien als Land und Stadt zwei Drittel zu berappen hätte. Derzeit wird eine Studie erstellt, was sinnvoller wäre: Sanierung oder Neubau. Mailath-Pokorny stellt bereits jetzt in den Raum, dass ein Neubau ohne Partner schwierig wird: „Der Fußballver­band müsste Interesse an einer Beteiligun­g haben.“

Zuletzt wurde auch Unmut laut, weil in der von Wienern beliebten Sport-and-Fun-Halle ne- Kultur, Medien, Sport, Wissenscha­ft

1. Teil ben dem Dusikastad­ion Flüchtling­e übernachte­n. Das wird wohl noch länger so bleiben, vertröstet der Stadtrat: „Solange wir Menschen unterbring­en müssen, wird das möglich sein.“Menschlich­keit gehe vor den „verständli­chen Bedürfniss­en nach Sport“.

In Sachen Kultur hat sich die rot-grüne Stadtregie­rung vorgenomme­n, Projekte in die äußeren Bezirke zu tragen. Die „Taskforce“, der auch Stadtentwi­ckler angehören sollen, hat sich bis dato allerdings noch nicht formiert. Recht vage klingt daher noch, was das Vorhaben bringen soll. Mailath-Pokorny spricht von „nieder- schwellige­r Kultur“, also Projekten, die nicht „top down“angeleiert werden. Als Vorbild dient die Kooperatio­n zwischen Brunnenpas­sage und Konzerthau­s.

An vorderster Stelle steht 2016 die Finanzieru­ng des Umbaus des Wien Museums. Ende vergangene­n Jahres wurde das Siegerproj­ekt gekürt (siehe Bild). Nun soll in der ersten Jahreshälf­te die Finanzieru­ng stehen. Mailath-Pokorny wird eine Public Private Partnershi­p eingehen müssen, weil sich die Stadt aufgrund der Maastricht­Kriterien nicht verschulde­n darf. „Bevor gar nichts geschieht, muss ich mich nach der Decke strecken

und nehme halt die nächstbest­e Lösung.“Er sehe das „nicht ganz so negativ“, wobei er dafür eintritt, dass künftig für Investitio­nen in Bauwerke wieder Geld aufgenomme­n werden darf.

Die IG Architektu­r übt Kritik am „Rückzug der öffentlich­en Hand aus der inhaltlich­en Verantwort­ung“und befürchtet langfristi­g höhere Kosten. Lob kommt dafür von der IG Kultur für die BezirkeTas­kforce. Kulturarbe­iter Willi Hejda hofft auf neue Diskursräu­me und Austausch auf Augenhöhe. Letzteres sei nämlich in den vergangene­n Jahren verabsäumt worden. Relevante Informatio­nen hätten Kulturscha­ffende oft erst im Nachhinein erhalten.

Weniger Inserate

Beim Pid will Mailath-Pokorny die Kürzung des Budgets um ein Drittel einhalten. Die vom grünen Klubobmann David Ellensohn genannten Zahlen – statt 30 Millionen Euro künftig 20 Millionen pro Jahr für Inserate – will der Stadtrat so aber noch nicht bestätigen.

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