Eine Übersetzerin und Dirigentin
Margherita Kramer berät bei der Optimierung der Mensch-Technik- Schnittstelle
Egal, ob Smartphones, Selbstbedienungsautomaten in Banken oder Fitness-Technologie – ihr Erfolg hängt maßgeblich von der Schnittstelle Mensch/Technik ab. „Und je komplexer die technischen Systeme werden, desto wichtiger ist es, dass diese Schnittstelle intuitiv ist“, sagt Margherita Kramer vom Austrian Institute of Technology (AIT). Als Business-Developerin für „Technology Experience“berät sie Unternehmen dabei, diese Schnittstelle optimal zu gestalten.
Benutzerfreundlichkeit ist dabei nicht Anhängsel und letzter Schritt der Produktentwicklung, sondern Ausgangspunkt: „Wir sehen uns an, wie User und Userinnen mit den bisherigen Produkten interagieren, wo es Berührungspunkte gibt und wo Lücken – und damit Potenzial“, erklärt Kramer. Auf Basis dessen wird dann am AIT ein Prototyp entwickelt, zu dem dann gleich verschiedene Gruppen von Benutzern und Benutzerinnen befragt werden. „Das heißt, noch bevor das Ding technisch entwickelt ist, gibt es ein Feedback, ob es akzeptiert werden würde“, so die Elektrotechnikerin.
Das gelte auch für den Businessto-Business-Bereich oder Profisysteme. „Expertensysteme sind ganz oben auf unserer Liste.“Denn egal, wie komplex die Technik – der Mensch ist immer involviert“, betont Kramer: „Sogar wenn in Japan Roboter Roboter zusammenschrauben, sitzt sicher noch irgendwo in einem überwachenden System ein Mensch.“
Selbst geforscht hat sie zuletzt für die Diplomarbeit ihres Studiums zur Elektrotechnik-Toningenieurin an der TU Graz: „Es ging darum, Kurzschlüsse hörbar zu machen, diese klingen je nach Distanz anders.“Eigene Forschungen durchzuführen reizt sie aber weniger: „Bevor ich anfange, wieder zu forschen, gründe ich lieber ein Unternehmen.“Denn Ideen für tolle Technologien gebe es genug, aber häufig fehle der „zum Markt hin orientierte Teil“. In ihrem heutigen Job sieht sich Kramer, die eben von der Initiative Fem- tech des Verkehrsministeriums zur Expertin des Monats gewählt wurde, als „Übersetzerin zwischen unterschiedlichen Sprachen“: der Technik, der Wissenschaft, der Industrie, der Wirtschaft.
Nach ihrem Studium absolvierte sie einen Master of Business and Engineering an der SteinbeisHochschule Berlin. Aber auch ihre musischen Ausbildungen – Schauspiel und Dirigieren – nützten ihr beruflich: „Als Schauspielerin bringe ich Empathie mit und die Fähigkeit zu improvisieren“, erklärt sie, auch bei Vorträgen profitiere sie davon. Und das „meiste über Führung“habe sie beim Dirigieren gelernt – sowie beim Trainieren von portugiesischen Stierkampfpferden während ihres Studiums.
Die 32-Jährige ist mit einem Amerikaner mit brasilianischen Wurzeln verheiratet. Ins Ausland zu gehen steht vorerst jedoch nicht auf dem Karriereplan: „Interessante Jobs gibt es zwar auf der ganzen Welt, aber so etwas wie den Wiener Singverein nur hier.“Denn mittlerweile ist für sie Singen „wie ein zweiter Beruf“: Zwischen ein- und sechsmal die Woche singt sie beim Chor des Wiener Musikvereins, fährt auf Konzerttourneen nach Russland, Luxemburg oder Japan.
Beim AIT sei das kein Problem, „zwischendurch muss man halt balancieren – mal ist das eine, mal das andere wichtiger“. heit der darin gefundenen Keramikscherben zeigen keine Brandspuren, auch größere verkohlte Holzstücke fehlen. Die Forscher vermuten deshalb, dass die Asche längere Zeit in Haufen an der Mauer gelegen hatte. Abfall eben, vielleicht aus Backöfen. Erst später wurde sie zur Auffüllung in den Graben geschüttet.
Ganz andere Informationen lassen sich aus den Keramiküberresten ablesen. Experten wie Jung können sie anhand ihrer Form bestimmten Gefäßtypen zuordnen, und die wiederum Kulturen. Solchen Vergleichen zufolge ist die gedrehte, feinere Töpferware vom Punta di Zambrone überwiegend mykenischen und minoischen Ursprungs – ein für Süditalien bislang einzigartiger Befund. Anscheinend bezogen die Bewohner des Festungsorts ihre Schalen, Tassen und Kannen direkt aus Westgriechenland und von der Insel Kreta, während anderswo der griechische Stil nur von heimischen Töpfern kopiert wurde. Physikalisch-chemische Laboranalysen bestätigen die Herkunft. Das meiste Material zeigt in seiner Zusammensetzung starke Übereinstimmung mit Keramikfunden aus den beiden besagten Regionen. Mit Tonproben aus Lagerstätten in der Umgebung von Punta di Zambrone gibt es keine Ähnlichkeit (vgl.: Journal of Archaeological Science: Reports, Bd. 3, S. 455).
Gute Anbauregion
Für ihre Ernährung brauchten die Siedler nicht auf Importe zurückzugreifen. Direkt hinter der Küste liegt die äußerst fruchtbare Poro-Hochebene. Ihr Boden besteht zu einem wesentlichen Teil aus Vulkanasche von den Äolischen Inseln, die der Wind bei Ausbrüchen hierher trug. Die Ebene wurde praktisch von der Luft ausgedüngt. „Das muss schon damals eine sehr gute Anbauregion gewesen sein“, sagt Jung. Nach den Funden zu urteilen, spielten Getreide, vorrangig die WeizenVariante Emmer, und Hülsenfrüchte die Hauptrollen. Daneben fanden die Archäologen in der Asche auch zahlreiche Traubenkerne. Sie deuten möglicherweise auf Weinproduktion hin.
Unter den tierischen Überresten sind nicht nur Knochen von Rindern, Schweinen, Ziegen und Schafen, sondern auch welche von Hunden – mit Zerlegungsspuren. Vermutlich aßen die Bewohner von Punta di Zambrone zumindest gelegentlich Hundefleisch. Die Strontiumisotopenanalyse eines Rinderzahns hat ein weiteres Detail ans Licht gebracht. Ihr zufolge verbrachte das Tier einen Teil seiner Lebenszeit in den Hügeln des kalabrischen Hinterlands. Es scheint plausibel, dass sich dort die Viehzucht konzentrierte und der Ackerbau in der Ebene, erklärt Jung. Beide belieferten den Küstenort mit landwirtschaftlichen Produkten. „Es gab offenbar eine enge ökonomische Kooperation.“
Feine Keramik
Punta di Zambrone selbst hatte wahrscheinlich die Funktion einer Hafenfestung inne. Südlich des Kaps liegt ein parallel zur Küste verlaufendes Steinriff, dahinter befand sich eine kleine, inzwischen verlandete Bucht. Ein sicherer Liegeplatz für Schiffe. Starteten von hier aus Seefahrer als Kaufleute in die Ägäis, brachten sie die feine Keramik nach Süditalien? Einzelne Tauschbeziehungen mag es gegeben haben, meint Jung. Für einen echten Handel dürften den Kalabriern allerdings die wirtschaftlichen Mittel gefehlt haben. Die griechischen Palastökonomien verfügten über viel größere Produktionskapazitäten.
Stattdessen ziehen die Forscher eine weitere Möglichkeit in Betracht: Piraterie. Eine in Punta di Zambrone ausgegrabene minoische Elfenbeinstatuette legt dies nahe. Die Figur hatte kultische Bedeutung, erklärt Jung. So ein Objekt kam wohl kaum als Handelsgut nach Westen. Vielleicht gehörten die Siedler zu den mysteriösen „Seevölkern“, die auf ihren Raubzügen auch schon die ägyptischen Pharaonen plagten, und ihre Festung auf der Klippe wurde von einer heimgesuchten Macht im Rahmen einer Strafexpedition geschliffen. Doch das ist vorerst nur eine Theorie.