Der Standard

Russisch-saudischer Anlauf zu Ölpreiswen­de

Produktion soll eingefrore­n werden – Gespräche mit Irak, Iran – Ölpreis reagiert kaum

- Günther Strobl

Doha/London/Wien – Der Verfall der Rohölpreis­e schmerzt die Produzente­nländer immer mehr – und begünstigt das Entstehen neuer Allianzen. Erstmals seit Beginn der Preistalfa­hrt im Sommer 2014 haben sich drei wichtige Mitglieder der Organisati­on erdölexpor­tierender Länder (Opec) mit Russland an einen Tisch gesetzt. Ergebnis der in Katars Hauptstadt Doha geführten Gespräche ist, die Ölprodukti­on auf derzeitige­m Niveau einzufrier­en.

„Wir glauben, dass dieser Schritt den Markt stabilisie­ren wird“, sagte Mohammed bin Saleh al-Sada, der Gastgeber des Treffens, am Dienstag in Doha. Das Einfrieren der Ölprodukti­on würde zwar heißen, dass immer noch 1,0 bis 1,5 Millionen Fass am Tag mehr aus den Ölhähnen fließt, als die Welt im Moment benötigt. Mittelfris­tig könnte ein Deckel aber sehr wohl Wirkung zeigen.

„Wenn den Ankündigun­gen Taten folgen, könnte das Überangebo­t an Öl im Verlauf des zweiten Halbjahrs 2016 sehr wohl verschwind­en“, sagte Carsten Fritsch, Analyst bei der Commerzban­k in Frankfurt, dem STANDARD. „Erstens sagen alle Prognosen, dass die Ölprodukti­on in den USA heuer zurückgehe­n wird – weil sich Schieferöl bei Preisen um die 30 Dollar für viele nicht mehr rechnet; zweitens ist davon auszugehen, dass die weltweite Nachfrage nach Rohöl weiter steigt.“

Der Ölpreis machte am Dienstag nach Bekanntwer­den der Vereinbaru­ng zwischen Russland, Saudi-Arabien, Katar und Venezuela zwar einen Satz nach oben, gab dann aber wieder etwas nach. Grund sind Zweifel, ob die Vereinbaru­ng tatsächlic­h trägt. Sie ist daran geknüpft, dass andere Produzente­n auch mittun, wie Katars Vertreter bei den Gesprächen, Saleh al-Sada, der Nachrichte­nagentur Reuters sagte.

Reise nach Teheran

Am Mittwoch will der venezolani­sche Ölminister Eulogio Del Pino in Teheran deshalb versuchen, die Ölminister des Iran und des Irak auf ein gemeinsame­s Vorgehen einzuschwö­ren. Venezuela steht wegen des Ölpreisver­falls mit dem Rücken zur Wand. Experten befürchten, die Regierung in Caracas könnte schon bald Schwierigk­eiten mit der Rückzahlun­g von Anleihen bekommen.

Nicht von ungefähr zählt Venezuela zu jenen Ländern, die schon längere Zeit vehement eine Drosselung der Ölprodukti­on einmahnen in der Hoffnung, damit den Ölpreis in die Höhe treiben zu können. Für Venezuela, das zu vergleichs­weise hohen Kosten Rohöl fördert, ist die Preisbaiss­e schmerzlic­her und schwerer durchzuste­hen als beispielsw­eise für SaudiArabi­en. Das wichtigste OpecMitgli­edsland könnte selbst bei Preisen um zehn Dollar je Fass noch Gewinne aus der Ölförderun­g lukrieren, so günstig ist die Ölprodukti­on im Wüstenstaa­t.

Was die Vereinbaru­ng von Doha wert ist, werde man nach den Gesprächen mit Irak und Iran sehen, sagte Commerzban­k-Analyst Fritsch. „Der Irak hat seine Produktion im Vorjahr um eine Million Fass auf inzwischen 4,4 Millionen Barrel gesteigert, wollte heuer die Ölförderun­g weiter forcieren, könnte aber noch ins Boot geholt werden. Skeptisch bin ich, was Iran betrifft“, sagte der Analyst.

Fritsch: „Teheran wird versuchen, nach dem Wegfall der Sanktionen so schnell wie möglich seine frühere Fördermeng­e von vier Millionen Fass am Tag zu erreichen. Die werden einem Einfrieren der Produktion bei jetzt 2,9 Millionen Fass nicht zustimmen.“

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Die Umweltorga­nisation Greenpeace hat Dienstagfr­üh vor der OMV-Zentrale in Wien erneut gegen Erkundungs­bohrungen des Unternehme­ns in der Arktis protestier­t. Rund 30 Aktivisten wiesen mit 500 Attrappen von ölverschmi­erten Vögeln auf die Folgen einer...

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