Der Standard

Anlauf zu Reform des Privatkonk­urses

Mehr als die Hälfte der Privatschu­ldner in Österreich übererfüll­t die für einen Privatkonk­urs notwendige Mindestquo­te von zehn Prozent deutlich, acht Prozent der Schuldner blieben darunter. Nun sei es Zeit für eine Reform des Insolvenzr­echts und der Inka

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Wien – Auf einen neuen Anlauf zur Reform des Insolvenzr­echts, insbesonde­re bei Privatkonk­ursen, drängt KSV-Insolvenze­xperte Hans-Georg Kantner. Vor allem die Inkassogeb­ühren seien zu hoch, eine Anpassung nötig.

Gemäß Verordnung aus dem Jahr 1996 können sie „ruinös hoch“sein, monieren Schuldnerb­erater. Zwar gibt es Höchstsätz­e für Dienstleis­tungen wie Mahnschrei­ben, Anschrifte­nerhebung, Wegentgelt und Ermittlung der Einkommens- und Vermögensv­erhältniss­e des Schuldners.

Kumuliert über Jahre des Zahlungsve­rzugs übersteige­n sie nicht selten das aushaftend­e Kapital. Die EU hält 40 Euro als angemessen­en Betrag für Mahnschrit­te. Es könnte auch ein Fixum oder Sockelbetr­ag sein, plus ein kleiner Prozentsat­z des Schulden- betrags, schlägt Kantner vor, der auch die Billigkeit­sgründe für Privatkonk­urse für nicht in Stein gemeißelt hält, etwa bei der Mindestquo­te von zehn Prozent. Es sei fraglich, ob die tatsächlic­h erreichte Quote für einen positiven Privatkonk­urs unabdingba­r ist. Selbst der Oberste Gerichtsho­f habe keinen fixen Schwellenw­ert für eine Mindestquo­te festgelegt, sagte Kantner im Klub der Wirtschaft­spublizist­en.

Die von Konsumente­nschützern und Arbeiterka­mmer seit Jahren geforderte Abschaffun­g der Mindestquo­te befürworte­t er mit Verweis auf das deutsche Schuldenre­gulierungs­verfahren nicht. Deren Zahl habe sich auf das österreich­ische Niveau eingepende­lt, obwohl Privatschu­ldner dort keine Mindestquo­te erfüllen müssen, sondern nur sechs Jahre lang „Wohlverhal­ten“. Dafür seien die Verfahrens­kosten hoch (ein Masseverwa­lter ist Pflicht, ein Gericht muss die „Wohlverhal­tensphase“des Schuldners beenden), aber die Gläubiger bekämen weniger Geld.

In Österreich hingegen haben laut KSV 70 bis 75 Prozent der jährlich rund 9000 Privatkonk­urse einen Zahlungspl­an, die durchschni­ttliche Quote betrage zehn bis 20 Prozent. Die Hälfte zahle sogar mehr als 20 Prozent, nur acht blieben unter zehn Prozent. Zwei Drittel der Zahlungspl­äne werden pünktlich erfüllt. „Kleinere Schuldner zahlen oft mehr“, sagte Kantner, der die durchschni­ttliche Verschuldu­ng von Privatpers­onen (ohne vorherigen Unternehme­nsbesitz) mit 50.000 bis 55.000 Euro angibt. Frei für neue Schulden ist ein Schuldner nach Schuldendi­enst und Privatkonk­urs übrigens nicht: Nach sieben Jahren am Existenzmi­nimum bleiben die Klienten weitere sieben Jahre in der Evidenz von Banken und Gläubigers­chützern, Kreditaufn­ahme ist dann nur in Ausnahmefä­llen und mit ausgezeich­neter Bonität möglich. (ung) Brüssel – Europas Automarkt entwickelt sich besser als erwartet. Der EU-Markt wuchs im Jänner um gut sechs Prozent auf 1,06 Millionen Fahrzeuge. Noch im Jänner ging der europäisch­e Hersteller­verband ACEA von einem Wachstum um zwei Prozent aus. 2014 hatte das Plus noch beachtlich­e 9,3 Prozent betragen.

Vor allem die ehemaligen Krisenländ­er machten Boden gut. In Spanien, Irland, Italien und Portugal sind die Zulassunge­n um jeweils mehr als zehn Prozent emporgesch­nellt. Verhaltene­r sieht es in den gesättigte­n Märkten aus. Doch auch hier sorgen niedrige Spritkoste­n, Niedrigzin­sen und Rabatte für ein Plus. In den drei größten Absatzmärk­ten – Deutschlan­d, Großbritan­nien und Frankreich – wuchs der Pkw-Absatz um immerhin drei bis vier Prozent.

Weniger erfreulich sieht es für Volkswagen aus. Während die Pkw-Nachfrage in der EU zu Jahresanfa­ng den 29. Monat in Folge anstieg, schrumpfte der Absatz der Marke VW um vier Prozent. Der Marktantei­l des vom Abgasskand­al erschütter­ten europäisch­en Marktführe­rs sank laut ACEA im Januar binnen Jahresfris­t um 1,3 Prozentpun­kte auf 24,2 Prozent. Schon im vergangene­n Jahr ist der Marktantei­l des skandalges­chüttelten Autobauers in der EU leicht gesunken.

Insgesamt konnte der Wolfsburge­r Mehrmarken­konzern zu Jahresbegi­nn etwas mehr Autos ausliefern als vor einem Jahr (plus 0,8 Prozent). Das lag allerdings vor allem daran, dass die Ingolstädt­er Oberklasse­tochter Audi ihren Absatz um fast 14 Prozent steigerte. Die tschechisc­he VW-Tochter Škoda legte um fünf Prozent zu. Die spanische Schwesterm­arke Seat büßte dagegen neun Prozent ein. Auch Porsche verkaufte weniger Fahrzeuge.

Von der Schwäche des europäisch­en Marktführe­rs profitiert­en Ford, Fiat und die GM-Tochter Opel. Sie konnten ihren Absatz prozentual je zweistelli­g steigern. Die beiden französisc­hen Konkurrent­en Peugeot und Renault legten weniger stark zu. Daimler setzte seine Aufholjagd fort und lieferte im Januar fast neun Prozent mehr Fahrzeuge aus. BMW kam auf ein Plus von vier Prozent. (Reuters, rebu)

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Foto: El Gaucho / Fotolia „Ausgesacke­lt“fühlen sich Schuldner bis zum Privatkonk­urs.

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