Ein Salon der Kulturen
Der Verein Cardamom und Nelke möchte geflüchtete Künstler mit der österreichischen Kreativszene verknüpfen. Dazu soll ein Ritual der Jahrhundertwende wiederbelebt werden: das Treffen im Salon.
Wien – Die Kunst der Wiener Moderne ist ohne sie nicht denkbar. In den legendären Salons um 1900 traf sich die bürgerliche Gesellschaft nicht nur, um der Décadence zu frönen, wichtiger noch war es, sich zu vernetzen. Maler trafen auf Architekten, Musiker auf Komponisten, Künstler auf potenzielle Geldgeber.
Diese Tradition der Jahrhundertwende möchte der Verein Cardamom und Nelke wiederbeleben. Das Ziel: nach Österreich geflüchtete Künstler aus Krisengebieten mit der heimischen Kulturszene bekanntzumachen. Die Initiatoren Wolfgang Schlögl (Musiker, Kurator), Parvin Razavi (Köchin, Autorin) und Claudia Prutscher (Israelitische Kultusgemeinde) haben ihre Idee bei der Hilfsarbeit in der Notschlafstelle im Wiener Wuk geboren.
„Integration ist für uns keine Einbahnstraße“, sagt Wolfgang Schlögl, „auch wir müssen auf die Leute aktiv zugehen.“Für ihn sei es der natürlichste Weg, dort zu beginnen, wo er sich auskennt, wo er selbst gut vernetzt ist: in der Kreativszene. „Aber es wäre eine schöne Sache, wenn andere Leu- te, etwa im Medizinbereich, dasselbe tun würden“, so sein Appell.
Bei der Idee des Salons gehe es auch darum, „repräsentative Orte zu okkupieren“. „Das Erste, was Flüchtlinge, die hier ankommen, von Österreich sehen, sind karge Hallen. Wir wollen uns aber dort treffen, wo sonst Bankvorstände tagen. Das ist Kommunikation auf Augenhöhe.“Dementsprechend fand der erste Salon der Kulturen Ende Jänner in Räumen der ErsteBank statt. Künstler aus Syrien, Afghanistan und dem Iran wurden vorgestellt.
Der syrische Maler Thaer Maarouf ist vor einem halben Jahr nach Österreich gekommen – „um einen ruhigen Ort, voll mit Kultur zu finden“, wie er sagt. Seine Familie ist nach wie vor in Syrien, dass er nach dem Krieg zurückkehrt, hält er für möglich. In Österreich will er bis dahin vor allem eines: arbeiten und ausstellen.
Bei der Auswahl der Salongäste schauen Cardamom und Nelke durchaus genau hin. „Wir wollen uns nicht anmaßen, zu entscheiden, wer Künstler ist und wer nicht, aber wir suchen nicht nach Hobbymalern“, sagt Schlögl. Den „Exzellenzcheck“überlässt man daher Experten der Akademie für angewandte Kunst.
„Die Suche nach Kreativen unter den Flüchtlingen soll im Verbund mit der Akademie und anderen Hilfsorganisationen wie Train of Hope langfristig professionalisiert werden“, erklärt Claudia Prutscher von der Israelitischen Kultusgemeinde. Auf der Homepage www. cardamomundnelke.com sollen sich Künstler von melden können.
Viermal jährlich und an wechselnden Orten will der Verein seinen Salon veranstalten. Dafür, dass man dem alten Vorbild auch genusstechnisch nahekommt, sorgt die Köchin Parvin Razavi.
selbst