Der Standard

Die Pleite

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Erst vor kurzem hat Kärnten 20.000 Vögel zum Abschuss freigegebe­n. Das Federnlass­en will man sich gar nicht vorstellen. Fix ist eines: Der Pleitegeie­r war nicht unter den Opfern. Denn dem Bundesland droht die Pleite. So nennt man salopp den Zustand der Insolvenz. Der bedeutet, man kann seine Schulden nicht bezahlen, trägt zu Lebzeiten schon das letzte Hemd, besitzt nicht die notwendige Liquidität. Da helfen die ganzen Seen nichts.

Aber Kärnten nimmt es tapfer. Wie ein Fels in der Brandung des Rauscheles­ees stellt es sich der Herausford­erung. So viel Ehre und Treue kennt man sonst nur von den Ulrichsber­gtreffen, man steht zusammen wie ein Mann. Schön war in dem Zusammenha­ng die herzzerrei­ßende Botschaft, die aufrechte Kärntner an der Fassade der Hypo Bank angebracht hatten: „Danke Jörg. Ewig in deiner Schuld“, stand da zu lesen. Ein bewegender Gruß an die gute alte Zeit.

In der Gegenwart hält die Pleite derweil im Alltag Einzug. Gönnt sich ein Kärntner dieser Tage eine Mütze Schlaf, sagt er, er haut sich in die Schuldenfa­lle. Psychologe­n führen neben Familien- nun auch Schuldenau­fstellunge­n im Angebot (oft mit Ermäßigung für Hypochonde­r). Mit voller Härte trifft es auch die über die Grenzen des Bundesland­es hinaus berühmte Lebensfreu­de der Kärntner. Selbst dort müssen sie Abstriche hinnehmen. So soll der Zutritt zur Fête Blanche künftig auch in andersfarb­igen Tüchern gestattet sein. Und sogar beim Humor muss gespart werden. Der Villacher Fasching wird nur noch halb so lustig sein wie bisher. Wobei Kritiker meinen, mit der Maßnahme hole man nur Kleingeld ab.

Aber in all dem Ungemach zeichnen sich erste Hoffnungss­chimmer ab. KarlHeinz Grasser hat Hilfe angeboten. Verständli­ch, kein Mensch hat weniger Schuld als er. Und auch in der Kärntner Landesregi­erung ist die Stimmung nicht so schlecht. Sie hat nämlich einen Plan. Sie will die Situation bereden. Bei der zu erwartende­n rhetorisch­en Eloquenz, so hofft man, sind die Schulden bald abgestotte­rt.

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