„Profiling“und Checkpoints auf Zufahrtsstraßen
In einigen Ländern gibt es, als Folge eines Anschlags, bereits Kontrollen vor Flughäfen
36 Menschen, darunter zwei Österreicher, verloren am 24. Jänner 2011 ihr Leben. Sie wurden Opfer eines Selbstmordanschlags am Moskauer Flughafen Domodedowo, der seine Ursachen im Nordkaukasus-Konflikt haben soll. Wie bei den Brüsseler Attacken erfolgte die Detonation in der Eingangshalle. Seitdem wurden auf russischen Flughäfen sukzessive Kontrollen bereits im Eingangsbereich eingeführt. Das Gepäck wird geröntgt, die Besitzer müssen durch Metalldetektoren gehen.
Autos, die zum Ben-GurionFlughafen bei Tel Aviv unterwegs sind, werden schon weit vor den Terminals an einem Checkpoint gestoppt. Ein Wachposten, den Finger am Gewehrabzug, späht ins Innere und spricht die Mitfahrenden mit einer wie beiläufigen Frage an: „Schalom! Wie geht’s?“oder „Wo kommt ihr her?“Er will offenbar an Sprache und Akzent erkennen, mit wem er es zu tun hat. Viele werden gleich durchgewunken, einzelne aber genauer kontrolliert. In dem Vorgang spiegeln sich die beiden Leitprinzipien des israelischen Flughafenschutzes wider: Kontrollringe schon außerhalb des Gebäudes und „Profiling“– Passagiere werden in Risikokategorien eingeteilt, etwa nach dem Aussehen, dem Klang des Namens oder dem Herkunftsland.
Das in Europa wegen rechtlicher Bedenken verpönte „Profiling“ist in Israel eine Selbstver- ständlichkeit. Man könne nicht alle Passagiere schon am Eingang aufhalten, so die israelische Doktrin, also müsse man die Terroristen herausfiltern. Um den Terminal herum und in der Halle gibt es Heere von Beamten in Uniform oder in Zivil. Am 30. Mai 1972 starben 26 Menschen bei einem mit Sturmgewehren und Handgranaten durchgeführten Anschlag. Japanische Terroristen handelten im Auftrag der militanten Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP). Die heutigen Sicherheitsbestimmungen waren eine direkte Folge davon – des ersten und bisher letzten Anschlags auf dem Ben-Gurion-Airport.
Strenger in Kaschmirregion
Indien führte 1999 verschärfte Kontrollen ein, nachdem ein Flugzeug der früheren Staatslinie Indian Airlines von militanten Kaschmir-Rebellen entführt worden war. Im Grundsatz dürfen nur Passagiere und Airport-Beschäftigte in die Flughäfen. An den Eingängen müssen Reisende Ausweispapiere mit einem Foto und ihr Flugticket vorweisen. An einigen Airports wird dies bereits bei Checkpoints auf Zufahrtsstraßen gemacht. In Srinagar in der Konfliktregion Kaschmir wird auch das Gepäck bereits dort und nicht erst im Flughafen gescannt.
Auf chinesischen Großflughäfen finden die Sicherheitskontrollen hauptsächlich erst nach dem Einchecken auf dem Gang zu den Gates statt. Doch sporadisch bringen Beamte Abstriche mit Kontaktmitteln am Gepäck der Passagiere an, sobald sie den Flughafen betreten. Die Reaktionsstoffe sol- len auf Ablesegeräten Plastiksprengstoff anzeigen können. Indirekt gibt es seit Jahren Vorabkontrollen, die jedoch nur Passagiere betreffen, die mit Zügen oder der Metro zum Flughafen anreisen. Im Zuge der Abwehr von Terroranschlägen haben alle Bahnhöfe und U-Bahn-Stationen Durchleuchtungsschleusen für mitgenommenes Gepäck installiert.
Nach den Anschlägen in Brüssel haben auch Südkoreas Behörden 700 zusätzliche Sicherheitskräfte für die Airports mobilisiert, darunter Antiterror-Einheiten und Sprengstoffexperten. Die Intervalle zwischen Sicherheits- inspektionen sollen verkürzt und vor allem Mistkübel und Toiletten stärker überwacht werden. Kontrollen vor den Flughäfen sind aber nicht geplant, genauso wenig wie auch in Wien. Flughafen-Wien- Vorstand Julian Jäger bezeichnete dies gegenüber Ö1 als „eine Placebo-Maßnahme, die scheinbar die Sicherheit erhöht“. Schließlich würde dies den „Ort der Gefährdung nur verlegen“.