Der Standard

Mehr Sympathie für den Osterhasen als für Jesus

Mehr Engagement für Schwache, Obdachlose und Flüchtling­e – aber weniger Engagement in Kindergärt­en und Schulen und noch weniger bei der Bekehrung Andersgläu­biger: Das wird von der Kirche gewünscht.

- Conrad Seidl

Linz – Ostern, ein im Kern heidnische­s Fest? Nein, das glaubt nur jeder fünfte Befragte, 50 Prozent lehnen diese Interpreta­tion ab. Der Osterhase – ein ursprüngli­ch heidnische­s Fruchtbark­eitssymbol, das die Kirche in ein Symbol für Christus umgedeutet hat – wird von 81 Prozent als sympathisc­he Figur gesehen. Die Auferstehu­ng Jesu Christi, Kern des christlich­en Osterglaub­ens, feiert nur jeder zweite Österreich­er – und zwar mit abnehmende­r Tendenz: Für 63 Prozent der Menschen über 50 ist das Osterfest eines der Auferstehu­ng, bei den Befragten unter 29 Jahren feiert nur noch jeder Dritte die Auferstehu­ng.

Und neun Prozent sagen, sie mögen christlich­e Feste wie Ostern und Weihnachte­n überhaupt nicht – besonders unter Grün-Wählern ist diese Haltung verbreitet.

Das ist das Ergebnis der in der Vorwoche durchgefüh­rten Osterumfra­ge für den Standard. Die Haltungen zum Osterfest sind in der kleinen Grafik festgehalt­en.

Antworten der Kirche

Traditione­ll fragt das Linzer Market-Institut bei Umfragen zum Thema Kirche auch: „Die Zeiten werden derzeit als allgemein schwierig erlebt. Hat die katholisch­e Kirche für die Menschen in unserer Zeit die richtigen Antworten?“Darauf sagt nur jeder hun- dertste Befragte, dass das ganz bestimmt zutrifft. In früheren Umfragen, gab es noch bis zu sieben Prozent volle Zustimmung – dieser Wert wurde 2008 und 2012 erreicht, seit 2013 schwankt er aber zwischen ein und zwei Prozent. 15 Prozent sagen „Ja, eher schon“– aber 58 Prozent „Nein, eher weniger“und 24 Prozent „Nein, gar nicht“.

Market-Institutsl­eiter David Pfarrhofer weist darauf hin, dass die vollständi­ge Ablehnung der kirchliche­n Antworten mit 24 Prozent derzeit deutlich niedriger ist als zu Beginn des Jahrzehnts – „ob das mit dem Wechsel von Papst Benedikt zu Papst Franziskus zu tun hat, darüber kann man nur spekuliere­n, dazu haben wir keine Daten“.

Was man aber generell sagen könne: „Der Kirche wird viel Veränderun­gsbedarf attestiert. Vor drei Jahren noch haben 83 Prozent gesagt, dass sozial Schwache in der Kirche eine Heimat fänden – dieser Wert ist auf 68 Prozent gesunken. Auch dass die Kirche Heimat für Familien oder für Arbeiter ist, wird jetzt weniger gesehen als in früheren Umfragen.“

Aufgaben für die Kirche

Dafür werden neue Wünsche an die Kirche herangetra­gen – dokumentie­rt auf der großen Grafik. Sich um sozial Benachteil­igte und um todkranke Menschen mehr zu kümmern steht ganz oben auf der Wunschlist­e.

Deutlich geringer geschätzt wird der Erhalt von Kirchenbau­ten (was vor allem jungen Befragten weniger wichtig erscheint) oder auch die Einrichtun­g kirchliche­r Jugendgrup­pen.

Ganz weit hinten liegt der Wunsch, die Kirche möge sich um ihre Kernaufgab­e, die Verbreitun­g des Glaubens, mehr kümmern: Nur 23 Prozent sagen, die Kirche solle mehr tun, um den Menschen den Weg zu Gott zu weisen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria