Versorgung am Lebensende nur zur Hälfte gedeckt
Nach dem Parlamentsbekenntnis zum Ausbau der Palliativ- und Hospizversorgung ist wenig passiert. Der Bedarf ist laut Dachverband Hospiz nur zu 50 Prozent gedeckt. Im April konstituiert sich das Hospiz-Forum, das unter anderem Finanzierungsfragen klären s
Wien – Der Beschluss fiel einstimmig, doch viel ist seit dem klaren Bekenntnis des Parlaments zum flächendeckenden Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung nicht geschehen. Dabei sei der Bedarf an Betreuung und Schmerztherapie für unheilbar Kranke in Österreich nur zu zirka 50 Prozent gedeckt, sagte Caritas-Präsident Michael Landau am Freitag bei einer Pressekonferenz. „Noch immer hängt es maßgeblich von Spenden ab, dass Betroffene jene Versorgung erhalten, die sie dringend benötigen“, ergänzte er. Rasches Handeln sei gefragt.
Nach dem Parlaments-Ja war vergangenen Dezember noch ein Ministerratsbeschluss zur Einrichtung eines Hospiz- und Palliativforums gefallen. Am Donnerstag dieser Woche wurden dessen Präsidentinnen bekanntgegeben: Waltraud Klasnic, auch Vorsitzende des Dachverbands Hospiz, und Medizinerin Elisabeth Pittermann-Höcker, 2000 bis 2004 Gesundheitsstadträtin in Wien. Beide saßen am Freitag bei der Pressekonferenz auf dem Podium.
72 Millionen für Vollausbau
Ihr Ziel sei die Umsetzung der flächendeckenden Hospiz- und Palliativversorgung bis 2020, sagte Klasnic. Dafür brauche es rund 72 Millionen Euro. Die Versorgung müsse „für alle leistbar, erreichbar und zugänglich sein“, sagte Pittermann-Höcker. „Dazu müssen wir Kompetenzen und Finanzierung klären.“Landau, der einen Rechtsanspruch auf Hospizund Palliativversorgung fordert, will, dass die bisher stark spendengetragenen Kosten für die Versorgung Sterbender und Schwerkranker beim Finanzausgleich thematisiert werden. Im Finanz- ministerium verwies man auf die laufenden Verhandlungen, wo in zwei Gruppen Pflege und Gesundheitsfinanzierung Thema seien.
Das Hospiz- und Palliativforum soll sich im April konstituieren und zur besseren Vernetzung der bereits vorhandenen Hospiz- und Palliativeinrichtungen beitragen sowie die Einbindung Ehrenamtlicher fördern. Es soll auch an einem Modell zur Regelfinanzierung für Hospiz- und Palliativeinrichtungen mitarbeiten. Im Forum sitzen 14 Personen: Vertreter des Gesundheits-, des Sozial- und des Finanzministeriums, des Hauptverbands, der Palliativgesellschaft, des Seniorenrats und des Dachverbands Hospiz.
Lücken in einigen Ländern
Nach Erhebungen des Dachverbands Hospiz fehlten mit Ende 2014 (aktuellste Zahlen) auf Palliativstationen österreichweit insgesamt 30 Prozent der benötigten Betten (es gab genau 307), bei stationären Hospizen waren es 73 Prozent (es gab 93 Betten). Tageshospize existierten statt in allen Bundesländern nur in Salzburg, Graz, St. Pölten und Wien. Bei mobilen Palliativteams fehlte rund ein Drittel und fast die Hälfte der Hospizteams des vom Bundesinstitut für Gesundheitswesen (Öbig) 2004 errechneten Solls.
Im Kinder- und Jugendbereich fehlen laut Dachverband Hospiz (Stand Ende 2015) im Burgenland, Kärnten, Tirol und Vorarlberg mindestens je ein mobiles Kinderpalliativteam sowie in Kärnten und Tirol auch Kinderhospizteams. Es brauche zudem statt nur eines zwei bis drei stationäre Kinderhospize sowie Palliativbetten an sämtlichen Kinder- und Jugendabteilungen – wie es bisher an einem Standort mit drei Betten in Niederösterreich der Fall ist.