Illegale Deponien bei Recyclingfirma
Vorarlberger Unternehmen soll über Jahre Kunststoffabfälle vergraben haben
Lustenau – Auf dem Gelände des Vorarlberger Recyclingunternehmens Häusle wurden vermutlich seit 2009 illegal Kunststoffabfälle vergraben. Schlamperei oder Betriebsunfall könne man ausschließen, sagt der Leiter der Abteilung Abfallwirtschaft im Amt der Landesregierung, Harald Dreher. „Hier handelt es sich um eine systematische Vorgangsweise, mit hoher krimineller Energie begangen.“
Auch Thomas Habermann, Geschäftsführer von Häusle, spricht Klartext: „Hier wurden über Jahre systematisch illegale Handlungen gesetzt.“Habermann, seit Dezember 2015 Firmenchef, habe Anfang des Jahres einen Hinweis bekommen, Grabungsarbeiten angeordnet und Selbstanzeige erstattet. Mittlerweile habe man fünf illegale Deponien gefunden. Man müsse davon ausgehen, dass mehrere Tausend Tonnen Kunststoffabfälle auf dem Gelände vergraben wurden.
Die Absicht dahinter: Das Unternehmen (Jahresumsatz 75,7 Millionen Euro) wollte sich Entsorgungskosten und Abgaben sparen. Denn Kunststoffabfälle müssten kosten- und abgabepflichtig zur Müllverbrennung in die Schweiz gebracht werden.
Gerechnet dürften sich die illegalen Deponien nicht haben. Habermann schätzt die kommenden Strafzahlungen und Folgekosten auf mindestens eine Million Euro. Nun wird die Verantwortung früherer Geschäftsführer, die als Gesellschafter 26,4 Prozent der Firmenanteile halten, geprüft.
Biomüll im Plastiksack
Die Kunststoffabfälle sollen aus der Biomüllverarbeitung stammen. 100 Prozent des Biomülls, das sind jährlich rund 18.000 Tonnen, landen bei Häusle und werden dort in der Biogasanlage verarbeitet. Da die meisten Privathaushalte den Biomüll in Plastiksäcken sammeln, muss der Kunststoff in der Betriebsanlage abgeschieden werden. Diese Siebreste müssten verbrannt werden. Biomüll in Plastiksäcken zu sammeln sei Wunsch der Gemeinden und des Umweltverbands, sagt Harald Dreher und wünscht sich wie Geschäftsführer Habermann, der gern „einen sauberen geschlossenen Kreislauf“hätte, eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit der Sammelmethode.
Der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner (VP) und der ressortzuständige Umweltlandesrat Johannes Rauch (Grüne) bedauerten in einer gemeinsamen Aussendung am Freitag den Imageschaden. Das Vertrauen in die Abfallwirtschaft des Landes sei schwer erschüttert worden. Die Politiker versprechen eine lückenlose Aufklärung, das sei man der Bevölkerung schuldig, die Vorarlberg zum Vorreiter in Sachen Abfalltrennung und Rohstoffrecycling gemacht habe.
Kommenden Dienstag wird die Vorarlberger Landesregierung über weitere Schritte beraten. Neben den Landesbehörden ermittelt auch die Staatsanwaltschaft.