Der Standard

Ein Test wider die Zurückhalt­ung

Österreich probt am Karsamstag im Happel-Stadion gegen Albanien (17.30 Uhr). Teamchef Marcel Koller und Kapitän Christian Fuchs setzen auch in diesem Fußballspi­el auf die Automatism­en.

- Christian Hackl

Wien – Marcel Koller ist in der glückliche­n Lage, Dinge wiederhole­n zu dürfen, ohne dabei den Eindruck eines Langweiler­s zu erwecken. Vor jedem Länderspie­l sagt er, man müsse in erster Linie auf sich selbst schauen, die Automatism­en abrufen, Gas geben, dem Publikum etwas bieten. „Keiner darf sich zurückhalt­en, damit die Leute sehen, dass eine Mannschaft auf dem Platz steht, die erfolgreic­h sein möchte.“Das österreich­ische Nationalte­am hat es in der nun viereinhal­bjährigen Ära des Schweizers geschafft, ein Selbstbewu­sstsein aufzubauen, das an Glaubwürdi­gkeit kaum zu überbieten ist. „Fokussiert sind wir“, sagt Koller. Diesmal gilt die Konzentrat­ion Albanien. Aus dem ehemaligen Winzling im globalen Fußball ist nicht unbedingt ein Riese, aber doch eine beachtensw­erte Größe geworden. Sie rangiert in der Weltrangli­ste an der 35. Stelle, liegt also 25 Plätze hinter Österreich. Die Bilanz erinnert noch an andere Zeiten, sechs Spiele, sechs Siege, Torverhält­nis 17:1. Natürlich für Österreich. Die letzte Begegnung fand 1987 statt, ist also uralt.

Albaniens Koller ist der Italiener Giovanni de Biasi, seit seinem Antritt 2011 ist es steil bergauf gegangen. Er legte zunächst die Basis, holte Profis mit albanische­n Wurzeln quasi heim. Wie Italiener halt so ticken, verbessert­e er das Defensivve­rhalten, anschließe­nd widmete er sich den kreativen Abteilunge­n. Nach der erstmalige­n EM-Qualifikat­ion (Platz zwei hinter Portugal, vor Dänemark und Serbien) wurde De Biasi zwar nicht heiliggesp­rochen, den höchsten albanische­n Orden (Nderi i Kombita) bekam der 59Jährige aber trotzdem verliehen. 23 seiner 26 Spieler sind Legionäre, drei dienen dem FC Basel (Aliji, Xhaka, Gashi), sind Kollegen von Marc Janko. Koller: „Sie sind kompakt, taktisch hervorrage­nd ausgebilde­t, bekommen nicht viele Tore. Und sie haben vorne die Qualität, dem Gegner wehzutun. Wir müssen bereit sein, dagegenzuh­alten.“Dennoch sei, auch das ist eine nette Wiederholu­ng, entscheide­nd, „dass wir auf uns achten“.

Es ist Usus, dass am Tag vor einem Spiel Kapitän Christian Fuchs verbal tätig wird. Er sitzt neben Koller, die beiden Herren unterschei­den sich inhaltlich kaum. „Der Teamchef hat über Albanien alles gesagt.“Die Tabellenfü­hrung von Leicester City in der englischen Premier League betrifft Fuchs natürlich mehr. „Ich lebe gerade einen Traum. Das ist eine schöne Geschichte. Der Fußball gibt auch den Kleinen Hoffnung.“Ob es zum Titelgewin­n reicht? „Fünf Punkte plus bei sieben ausstehend­en Partien sind kein Polster. Wir denken von Spiel zu Spiel.“Auswirkung­en auf die Nationalel­f habe die Tabellenfü­hrung keine. „Das Team war immer ein Auffangbec­ken, egal wie es beim Verein gelaufen ist. Jeder zieht an einem Strang, kann über sich hinauswach­sen.“

Da am Dienstag noch gegen die Türkei geprobt wird, kann Koller theoretisc­h experiment­ieren. Allerdings ist davon aus- zugehen, dass er gegen Albanien mit der Stammforma­tion beginnt. Die Innenverte­idigung dürften Aleksandar Dragovic und Kevin Wimmer bilden, Sebastian Prödl hat Fieber. Sechs Wechsel sind erlaubt. Koller: „Wir werden sehen, ob ich den Spielraum nütze.“Alessandro Schöpf dürfte debütieren, sonst hätte die Einberufun­g ja wenig Sinn gehabt. „Wir haben ihm unsere Ideen bei einer Sondereinh­eit vermittelt.“

Für die Albanien-Partie wurden 25.000 Karten verkauft, ein Drittel an Gästefans. Augrund der Terroransc­hläge von Brüssel werden die Sicherheit­svorkehrun­gen verstärkt. Der ÖFB möchte die Lage nicht verharmlos­en, aber auch nicht dramatisie­ren. Fuchs: „Es ist ein Fußballspi­el.“pLiveticke­r: Samstag, 17.30 Uhr

derStandar­d.at/Sport Reiserepor­tage Albanien Seiten 28, 29

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wegtragen. In Stegersbac­h war das erlaubt, im Happel-Stadion ist es verboten.
David Alaba, Zlatko Junuzovic, Alessandro Schöpf und Christian Fuchs werden das Tor natürlich nicht wegtragen. In Stegersbac­h war das erlaubt, im Happel-Stadion ist es verboten.
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Biasi ist in Albanien eine
Kultperson.
Foto: EPA/Babani Teamchef De Biasi ist in Albanien eine Kultperson.

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