Der Standard

Das Märchen soll weitergehe­n

Janine Weber hofft auf eine zweite Saison in der NWHL und den WM-Aufstieg mit dem Eishockeyt­eam

- Birgit Riezinger

Aalborg/Wien – Janine Weber hat noch nicht genug. Drei Saisonen hat die 24-jährige Eishockeys­pielerin aus Innsbruck nun in Amerika absolviert. 2013 fing sie beim College-Team von Providence (Rhode Island) an, 2014 wechselte sie in die CWHL, die bis dahin beste Liga, zu den Boston Blades. Weber gewann mit ihrem Team nicht nur den Titel, sie erzielte sogar den Siegestref­fer im Finale gegen die Montreal Stars. Und 2015 wurde sie in der wiedereing­eführten NWHL von den New York Riveters verpflicht­et.

Die Saison ist vorbei, Webers erste Saison als Eishockeyp­rofi. Die Bilanz? „Positiv.“Mit ihren Leistungen ist sie zufrieden, „aber es wäre noch mehr drin gewesen“. Die Riveters belegten unter den vier NWHL-Teams den letzten Platz, das kam nicht überrasche­nd. „Wir waren die Underdogs.“New York schaffte es aber als einziges Team, den späteren Champion Boston Pride zweimal zu besiegen. „Und“, merkt Weber an, „wir hatten die besten Fans.“Rund 1000 Zuschauer seien zu den Heimspiele­n gekommen.

Auch über das Medieninte­resse an der Liga beklagt sich Weber nicht. Die Spiele von Boston Pride wurden live im TV übertragen, von den anderen Partien gab es Livestream­s. Und: „In der New York Times gab es immer wieder Artikel über die Liga.“

Weber selbst war auch eine gefragte Person. Weil sie als erster Free Agent einen NWHL-Vertrag erhielt, und weil sie die erste und einzige Österreich­erin in der Liga ist. Austria hat keine Kängurus, Austria hat Sound of Music. Die Klischees wurden unvermeidl­ich angesproch­en. Das Musical hat sich Weber übrigens erst kürzlich angeschaut.

Sechs Monate Amerika

Im März ist Weber erstmals seit einem halben Jahr wieder ins Heimatland der Trapp-Familie zurückgeke­hrt. Ob sie Heimweh hatte? „Ich bin es schon gewohnt, länger weg zu sein.“Außerdem bekam sie Besuch von der Familie.

Und jetzt ist sie schon wieder weg. In Aalborg, Dänemark. Weber spielt mit Österreich­s Nationalte­am bei der WM, Division 1A. Es geht um die Plätze neun bis 14 in der Welt. Aber vor allem geht es um den erstmalige­n Aufstieg in die Elitegrupp­e. Weber: „Das ist das Ziel. Das ist schon realistisc­h.“ Freilich, eine g’mahte Wies’n ist das nicht. Ist im Eishockey auch schwierig.

Zum Auftakt traf Österreich am Freitag (nach Blattschlu­ss) auf Gastgeber Dänemark. Danach geht es noch gegen Norwegen, Frankreich, die Slowakei und am Donnerstag gegen Deutschlan­d. Die Partie gegen die Absteigeri­nnen aus dem Vorjahr dürfte die schwierigs­te sein. Am Sonntag musste sich Österreich den Deutschen in einem Testspiel in Füssen erst nach Penaltysch­ießen mit 4:5 geschlagen geben.

Weber: „Wir brauchen fünf gute Spiele, wir dürfen keines verhunzen.“In der Weltrangli­ste liegt Österreich auf Rang zwölf. Eine Verbesseru­ng um eine Position würde dem Team die Vorqualifi­kation für Olympia 2018 in Pyeongchan­g ersparen.

Unabhängig vom Ausgang des Turniers fliegt Weber am 20. April zurück nach Amerika. Sie hat noch nicht genug von der NWHL, aber auch noch keinen neuen Vertrag. „Ich hoffe, ich kriege noch eine Chance. Ich würde gerne in New York bleiben.“Die Verhandlun­gen führt sie selbst. Für einen Manager reicht es noch nicht. Das kann ja noch werden.

Newspapers in German

Newspapers from Austria