Der Standard

Tanzkonkur­renz mit verliebtem Teufel

Gala eines erneuerten Spitzentan­zbewerbs: die „Vienna Internatio­nal Ballet Experience“im Volkstheat­er

- Helmut Ploebst

Wien – Schattense­ite der Französisc­hen Revolution – 1792 wurde der Schriftste­ller Jacques Cazotte mit der Guillotine um seinen Kopf kürzer gemacht. Zwei Jahrzehnte davor hatte er mit seiner Geschichte Le diable amoureux das Genre Fantasy sozusagen erfunden. 1840 choreograf­ierte der Pariser Ballettmei­ster Joseph Mazilier auf Basis dieser Erzählung ein Ballett, das auch als Satanella be- kannt wurde. Unter diesem Titel übernahm der russische Ballettgig­ant Marius Petipa das Motiv und zeigte das Ergebnis 1848 mit Yelena Andreyanov­a als Satanella in St. Petersburg.

Jetzt war ein Solo daraus im Wiener Volkstheat­er zu sehen. Gezeigt hat es die junge Tänzerin Miyu Takamori bei der Gala des Wettbewerb­s „Vibe – Vienna Internatio­nal Ballet Experience“. Der internatio­nale Contest wurde von Evelyn Téri gegründet, war vor zwei Jahren zu Gast bei Impulstanz und wird jetzt mit neuem Titel von Ex-Staatsball­etttänzer Gregor Hatala, der 2014 die Gala moderiert hatte, geleitet. Téri hatte den Wettbewerb stets als BravourMar­athon am Rande des Nervenzusa­mmenbruchs präsentier­t. Hatala brachte nun seine Gala nach drei Ausscheidu­ngstagen im Muth kontrollie­rt in nur zweieinhal­b Stunden über die Bühne.

Auch mit Flamenco

Alfons Haider war sein lustiger Moderator, Kumpel Rasta Thomas – „Hatala is my hero!“– tanzte als Stargast zu Elvis’ Are you lonesome tonight. Der Kopf der Gruppe Bad Boys of Dance war auch Vertreter der Jury, zu der unter anderen Charlene Campbell Carey, Tamás Solymosi und Ben van Cauwenberg gehörten. Carey steht dem amerikanis­chen Ableger von Vibe in Missoula, US-Bundesstaa­t Montana, vor. Und Thomas hat Erfahrung mit Wettbewerb­en. Er leitet die National Talent Competitio­n „Showbiz“mit Sitz in Texas.

Einen der überzeugen­dsten Beiträge bei der Volkstheat­er-Gala zeigte denn auch die Gewinnerin des Vibe-Wettbewerb­s in Missoula vom Jänner, Mariana Lazarina Gatto-Duran (17), mit dem Flamenco Alegrias. Unter den Österreich­erinnen fiel die erst 14-jährige Olivia Poropat auf und wurde auch für ihr Dornrösche­n-Duett mit Keisuke Nejime von der Jury ausgezeich­net. Hatala betonte, dass es bei Vibe weniger auf die gymnastisc­hen als auf die künstleris­chen Fähigkeite­n der Tänzer ankomme. Das ist ein ermutigend­er Ansatz.

Zu sehen war, wie sich junge Tänzerinne­n und Tänzer vom sechsjähri­gen Kind bis zum Twen entwickeln. Das Ballett gestaltet die Körper und seine Bewegungen um, besetzt Denken und Emotionen, wobei gerade die Teenager tänzerisch­e Qualitäten besitzen, die sich später im hochdiszip­li- nierten Körper wieder verlieren können. Auch das hat Vibe gezeigt.

Ausgezeich­net für die beste Eigenchore­ografie wurde das 16jährige Paar Jesse Callaert und Loïs Martens. Ihr Brightness of Contrast ist tatsächlic­h eine schöne Arbeit geworden. Was auf einen unwesentli­chen Zweck des Wettbewerb­s verweist: zu zeigen, wohin es gehen könnte.

Die Zukunft dieser Talente wird davon abhängen, welche Choreograf­ien zustande kommen. Denn im Ballett übertreffe­n die Tänzerinne­n und Tänzer, setzt man interpreta­torisches und schöpferis­ches Talent in ein Verhältnis zueinander, die Fähigkeite­n ihrer choreograf­ierenden Chefs noch sehr oft um Etliches.

Fazit der Gala: begeistert­er Applaus und gute Aussichten für ein Vibe 2017.

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Gala des Wettbewerb­s „Vibe – Vienna Internatio­nal Ballet Experience“– auch mit Momona Sakakibara in „Harlequina­de“.

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