Ein Zuhause haben
Wollen Sie mich fertigmachen? – Nur wenn es sein muss. Die taffe Ellen Berlinger (Heike Makatsch) ermittelt im Mordfall eines Jobcenterangestellten.
Die Frau erfüllt alle zur Spezies Hauptkommissarin passenden stereotypen Eigenschaften: dubiose Vergangenheit (das eigene Kind zurückgelassen), steiles Auto (Saab 900 Cabrio), durchsetzungsfähig im Männerbüro, Tag und Nacht sich unerschrocken zeigen – und leider auch allzu heldinnenhaft sein: Mit Schwangerschaftsbauch stellt sie die hysterisch Davonrennenden. Musste das sein?
Dennoch ist dieses TatortSpecial (zu sehen am Ostermontag um 20.15 auf ARD) ein Superkrimi. Ein zweiter Teil mit Makatsch als Freiburger Kommissarin wird erst ausverhandelt. Fünf Minuten Himmel handelt von Wohnungsnot, hohen Mietpreisen, Immobilien- spekulationen und Alleinerziehenden, die unter dem Druck von Räumungsklagen verrückt werden.
Wohnen heißt, ein Zuhause zu haben. Dafür setzt Regisseurin Katrin Gebbe verschiedene Architekturen in Szene: die lichtgetränkte Bohemevilla am Stadtrand, das abgewohnte Mehrparteienhaus mit Gruselkeller, die aseptische SingleGarconniere, die stillgelegte, vom Wind durchwehte Fabrikshalle oder das kühle, aber vielfrequentierte Gussbetongelände in der Nähe der Schule.
Insbesondere steht hier eine junge Generation im Fokus, Oberstufenschüler, die die Entwürdigung ihrer Eltern (aufgrund des Wohnungsverlusts) miterleben und dies mit eigenen Mitteln auszuhalten versuchen – Stichwort „Bio-Kiffen“. Dieses Hyperventilationsspiel aber bitte nicht gleich ausprobieren. Oder einen Erste-HilfeKurs absolvieren! pderStandard. at/TV-Tagebuch