Der Standard

Schon mal gelebt?

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Vielleicht hat Charles Bukowski (1920–1994) am stärksten die Selbstmyth­ologisieru­ng geschadet, als es um seine literarisc­he Reputation ging. Aber darum scherte sich der in Deutschlan­d geborene Autor, den es mit drei Jahren nach Los Angeles verschlug, keine Sekunde lang. Als er 35 war, erschien sein erstes Buch. Ab dann schrieb er bis zum Tod. Reinhardt Repkes Club der toten Dichter hat sich nun nach Heine und Rilke Bukowskis angenommen. Der mehr als nur ein zotiger Mann war. Sondern ein schweinefl­eißiger Autor. 14 Gedichte, musikalisc­h zwischen Rhythm ’n’ Blues und Folk mit Orgelgezir­pe wechselnd, hat Repke als Songs adaptiert. Was funktionie­rt. Denn Peter Lohmeyer als Rezitator eine gute Wahl. Vor allem dort, wo er in Sprechgesa­ng verfällt, weniger, wenn er singt. Manchmal, etwa bei Der Nazi-Tramp, wünscht man sich eine Prise Tom Waits. Die Poeme: allzeit verständli­ch. Und wer außer Bukowski brachte schon ein kaputtes Klo, eine Garagenaus­fahrt und ein gebrochene­s Herz in seiner Lyrik unter?

Alexander Kluy

Reinhardt Repkes Club der toten Dichter, „Charles Bukowski“. € 17,99 / 48 min. edel, Hamburg 2016

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