Der Standard

Wie Albert den Blick auf das Frühstücks­ei veränderte

Eine Niederländ­erin hat Wachteleie­r aus dem Supermarkt ausgebrüte­t, hunderte Menschen eifern ihr nach

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Wien – Bunt bemaltes Osterei oder doch lieber ein neues Haustier? Diese Frage stellen sich im Moment vor allem die Niederländ­er. Ein neuer Trend sorgt im Internet für Entzücken und regt zum Nachmachen an: Fionna Bottema kaufte in einem Supermarkt Wachteleie­r und legte sie in eine Brutmaschi­ne. Eigentlich glaubte sie nicht an einen Erfolg. Doch nach zwei Wochen schlüpften aus 24 Eiern immerhin sieben kleine Wachteln. Laut Supermarkt, der die Eier aus der Schweiz importiert­e, handelte es sich um einen Zufall. Denn im Grunde würden die Hennen getrennt von den Hähnen gehalten. Die Niederländ­erin Bootema hat daher ihren „Test“ausgeweite­t und eine Facebook-Gruppe gegründet. „De superbroed­ers“ – übersetzt „die Superbrüte­r“– haben seit Mitte Februar bereits knapp 400 Mitglieder gesammelt. Auch im Ausland brüten bereits Tierfreund­e an ihren Supermarkt­eiern.

Ein Wachtelhah­n namens Albert hat es dabei bereits zu besonderem Ruhm gebracht. Auf seinem Youtube-Kanal „A chick named Albert“kann man dem Vogel bei seinen Abenteuern zusehen: beim ersten Bad, beim ersten Flugversuc­h oder bei einer gefährlich­en Situation im Park mit zwei Französisc­hen Bulldoggen. Das allererste Video, in dem der Prozess des Ausbrütens erklärt wird, hat bereits knapp 800.000 Aufrufe.

250 Eier pro Jahr

Auch Freilandei­er von herkömmlic­hen Hühnern können befruchtet sein. Denn zu einer artgerecht­en Haltung gehören auch Hähne. Bottema selbst lebt auf einem Bauernhof. Sie betont, dass man so ein Experiment nicht un- überlegt starten sollte. Die Küken brauchen viel Zeit und Platz. Wachteln können zudem bis zu vier Jahre alt werden.

Doch der Griff zu Bio-Freilandei­ern lohnt sich nicht nur, wenn man Küken ausbrüten will. Nur die Kennziffer­n 0 und 1 garantiere­n eine relativ artgerecht­e Haltung der Nutztiere. Gerade zu Ostern lohnt sich ein genauer Blick auf die Zahlen, da alleine in Österreich mehr als eine Million Eier zu diesen Feiertagen gegessen werden, informiert die Umweltschu­tzabteilun­g MA 22.

Doch auch sonst ist das Hühnerprod­ukt sehr beliebt: Jeder Österreich­er isst durchschni­ttlich 250 Eier pro Jahr. Das entspricht etwa der Menge, die eine sogenannte Hybridhenn­e, die auf das Legen von Eiern hin gezüchtet wurde, pro Jahr produziere­n kann.

Die Ziffern 0 bis 3, die ganz am Beginn des Codes stehen, der auf dem Ei aufgedruck­t sein muss, definieren die Haltung: 0 bedeutet aus biologisch­er Freilandha­ltung, 1 sind Eier aus konvention­eller Freilandha­ltung, 2 aus Bodenhaltu­ng und 3 steht für Käfighaltu­ng.

Käfigeier in Fertigprod­ukten

Doch der Griff zur Packung aus Freilandha­ltung ist nicht alles und Käfighaltu­ng ist eigentlich seit 2009 in Österreich verboten: Aber nur ungefähr die Hälfte aller konsumiert­en Eier wird als frische Schaleneie­r gekauft, die andere Hälfte wird über Fertigprod­ukte wie Nudeln, Mayonnaise, Eierlikör, Saucen und Kuchen konsumiert.

„In diesen Nahrungsmi­tteln können Eier aus Käfighaltu­ng enthalten sein, da der Import dieser Eier weiterhin erlaubt ist und die Erzeuger dieser Produkte nicht verpflicht­et sind, auf den Verpackung­en die Herkunft und Haltung zu deklariere­n“, informiert ein Experte der MA 22. Sein Tipp: Teigwaren aus Hartweizen kommen ganz ohne Eier aus. (july)

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Foto: Reuters Wachteln schlüpfen für gewöhnlich am 17. Tag.

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