Im Halbschatten des Kirschmonds
Reflektiert man die heute zunehmend lautstark artikulierte Forderung, ökologisch zu bauen, gelangt man schnell zum Werkstoff Holz. Waren in den letzten Jahren Glas, Stahl und Beton vorherrschend, hat Holz in puncto Nachhaltigkeit eindeutig die Nase vorn. Ralph Waldo Emerson bezeichnete Wälder als „Plantagen Gottes“, Shakespeare ließ Feen und Nymphen tanzen, und auch die Architektur lässt sich immer wieder von der Natur inspirieren. Man erinnere sich an Gaudís Sagrada Familia, an Friedensreich Hundertwassers Visionen oder die genialen Bauten von Frank Lloyd Wright. In seinem neuesten Opus versammelt Architekturspezialist Philip Jodidio 100 Contemporary Wood Buildings. Die Beispiele reichen von J. Mayer H.s grandioser Skulptur Metropol Parasol in Sevilla über Fujimoris Baumhaus, das wie ein Vogelhäuschen zwischen Kirschblüten steht, über Holznester, Seehütten, Baumhäuser, klassische Wohneinheiten bis zu Provokationen von Ai Weiwei. Philip Jodidio, sonst analytischer Geist und Kritiker, fasst die Thematik so zusammen: „Metaphorisch – und auch realiter – kann Holz als Ausdrucksform der Natur gesehen werden, als Teil oder Bestandteil Gottes.“
Philip Jodidio (Hrsg.), „100 Contemporary Wood Buildings“. € 39,99 / 656 Seiten. 2 Bände. Taschen 2016