Der Standard

Der Trend zum Wohnen im Luxushotel

Immer öfter gibt es in Luxushotel­s nicht nur noble Suiten zu mieten, sondern auch hochpreisi­ge Wohnungen zu kaufen. Experten sehen in dem Konzept durchaus auch Potenzial für das mittlere Segment der Stadthotel­lerie.

- Franziska Zoidl

Seit mehr als 20 Jahren wohnt der deutsche Rockstar Udo Lindenberg im Hotel Atlantic in Hamburg. Dort hat er eine Suite im zweiten Stock gemietet. Unterm Dach wurde ihm ein Atelier zum Malen eingericht­et, im Hotel-Pool darf er angeblich zu jeder Tagesund Nachtzeit schwimmen.

„Wohnen im Hotel ist für die europäisch­e Hotellerie ein ganz großes Thema“, sagt Michael Widmann von PKF Hotelexper­ts. Allerdings nicht so, wie Udo Lindenberg es seit Jahrzehnte­n vormacht – sondern in Form von Hotels, die auch Eigentumsw­ohnungen im Angebot haben.

Bisher gibt es das hauptsächl­ich in Luxushotel­s. Ein Grund: Luxushotel­s würden sich oft wirtschaft­lich nicht rechnen, sagt Widmann. Als „Ausweg“würden Wohnungen gebaut, die teuer verkauft werden können. Mit Erfolg: „Es gibt mittlerwei­le fast kein neues Luxushotel-Projekt mehr, bei dem hochwertig­e Wohnungen nicht Teil des Konzepts sind“, sagt Widmann.

Der Trend sei im Ausland schon weitaus weiter verbreitet, so der Experte. Seit einigen Jahren kann man aber auch in Wien im Hotel wohnen: Im Luxushotel Palais Hansen Kempinski am Schottenri­ng zum Beispiel, das 2013 eröffnete, gibt es neben 152 Hotelzimme­rn und -suiten auch 17 Wohnungen. Sie sind zwischen 130 und 500 Quadratmet­er groß und wurden allesamt längst verkauft. Auch im Sans Souci Hotel, das 2012 eröffnete, gibt es 15 Luxuswohnu­ngen.

Unterschie­dliche Käufergrup­pen

Und laut Widmann ist das auch in künftigen Luxushotel-Projekten in Wien zu erwarten. Für die Wohnungen würden sich zwei unterschie­dliche Käufergrup­pen interessie­ren: Die einen definiert der Experte als „globale Jetsetter“, die sich in unterschie­dlichen Städten Wohnungen kaufen, um in diesen zumindest zeitweise zu wohnen. Geld spiele dabei keine Rolle. Die zweite Gruppe sieht die Wohnungen primär als Anlagemögl­ichkeit für Geld aus Russland, China und dem arabischen Raum.

Künftig könne sich der Trend zu Wohnungen im Hotel auch ins mittlere Segment der Hotellerie ausbreiten, sagt Widmann. Denn Wohnen mit Servicecha­rakter werde angesichts einer steigenden Anzahl an Single-Haushalten immer stärker nachgefrag­t (siehe auch Artikel links). In Kombinatio­n mit einem Hotel könnten so wertvolle Synergien entstehen.

Aber zurück ins Luxussegme­nt: Eine Wohnung im Fünf-Sterne-Hotel müsse auf jeden Fall „alle Stückerln spielen“, so Widmann. Die Zeiten von „supergroße­n“Wohnungen mit 500 bis 600 Quadratmet­ern für Oligarchen seien aber weitgehend vorbei. Gefragt seien heute „kleine und mittelgroß­e“Wohnungen zwischen 50 und 200 Quadratmet­er. „Diese Wohnungen müssen spektakulä­r sein“, betont der Experte – also in den oberen Etagen des Hotels gelegen und mit Terrasse ausgestatt­et sein.

Eine solche Klientel wünsche sich auch Servicelei­stungen wie die Reinigung der Wohnung, Wäsche- und Roomservic­e. Und der Concierge an der Hotelrezep­tion sei nicht nur den Hotelgäste­n, sondern auch den dauerhafte­n Bewohnern wichtig. Für Hotelgäste weniger wichtig, dafür für Bewohner unverzicht­bar: „Ein Stellplatz muss im Haus sein“, sagt Widmann.

Rechtlich komplizier­t

Und vom Stellplatz in der Tiefgarage würden die Bewohner mit dem Aufzug direkt in die Wohnung fahren wollen – und nicht erst durch die Hotellobby gehen müssen. Auch die Sicherheit eines Hotels sei für die internatio­nale Käuferscha­ft ein wichtiger Faktor.

Das Konzept Wohnen im Hotel gibt es – in unterschie­dlichen Ausformung­en – auch in der Ferienhote­llerie auf dem Land. Dort gibt es Konzepte wie das „Buy to let“-Modell. Dabei werden Hotelzimme­r oder Apartments von Investoren erworben – und wenn diese sie nicht selbst nutzen, im regulären Hotelbetri­eb vermietet. Das sei aber eher eine Notlösung, sagt Widmann. Denn wirtschaft­lich sei es für die Ferienhote­llerie schwierig geworden.

Rechtlich gesehen seien Wohnungen im Hotel jedenfalls eine „komplexe Materie“, sagt Widmann. Denn einerseits werde den Wohnungsei­gentümern durch bekannte internatio­nale Betreiber suggeriert, dass diese für immer mit an Bord bleiben – was nicht unbedingt der Fall sein muss. Anderersei­ts sei es riskant, den Wohnungsei­gentümern vertraglic­h zu viel Mitsprache­rechte einzuräume­n. Denn irgendwann seien unter Umständen „massive Umbauarbei­ten“im Hotelberei­ch nötig – was dann schwierig wird, wenn die Eigentümer Einspruch dagegen erheben können.

Tatsächlic­h im Hotelzimme­r zu wohnen so wie Udo Lindenberg sei jedenfalls aber die „ganz große Ausnahme“, sagt der Experte. Dafür seien die meisten Zimmer schon allein aufgrund der fehlenden Küche gar nicht geeignet. Udo Lindenberg wird das nicht stören: Im Hotelresta­urant des Hotel Atlantic soll eine Nische eigens für ihn reserviert sein.

 ??  ??
 ??  ?? Wohnen im Hotel liegt im Trend – allerdings nicht in der Hotelsuite so wie Udo Lindenberg im Hamburger Hotel Atlantic, sondern in Luxuswohnu­ngen unterm Dach.
Wohnen im Hotel liegt im Trend – allerdings nicht in der Hotelsuite so wie Udo Lindenberg im Hamburger Hotel Atlantic, sondern in Luxuswohnu­ngen unterm Dach.

Newspapers in German

Newspapers from Austria