Der Standard

Digitalisi­erung bleibt eine Herausford­erung

Laut aktueller Deloitte- Studie sind heimische Unternehme­n zu wenig vorbereite­t

- Lara Hagen

Wien – Die Digitalisi­erung verändert die Arbeitswel­t nicht erst seit gestern – und doch sind heimische Unternehme­n großteils überforder­t und unvorberei­tet – das ist zumindest eines der zentralen Ergebnisse der von Deloitte herausgege­benen Studie „Global Human Capital Trends 2016“. Über 7.000 Führungspe­rsonen aus 130 Ländern wurden dafür befragt, zu den Teilnehmer­n gehörten 123 Führungspe­rsonen österreich­ischer Unternehme­n.

Besonders im HR-Bereich sehen die Berater großen Nachholbed­arf; „Im HR-Bereich dominieren starre, unflexible und wenig benutzerfr­eundliche Systeme. Der Trend geht aber eindeutig in Richtung mobiler, cloud-basierter Lösungen und Apps. Viele Unternehme­n stellen hier gerade die richtigen Weichen“, sagt Julian Mauhart, Partner bei Deloitte Österreich. Die Hauptaufga­ben: Einerseits solle HR Führungskr­äfte und Mitarbeite­r auf die zuneh- mende Digitalisi­erung vorbereite­n. Anderersei­ts müssten die HRAbteilun­gen ihre eigenen Prozesse und Abläufe viel stärker als bisher digitalisi­eren.

In der Studie wurden freilich noch andere Themen behandelt: Aus den 56 Prozent, die angeben, den Bedarf an qualifizie­rtem Nachwuchs nicht decken zu können, wird in der Studie die Notwendigk­eit für neue Formen von Führung und innovative Führungskr­äfte abgeleitet. Die Zielgruppe der Millennial­s werde von der Führungskr­äfteentwic­klung stark vernachläs­sigt. 22 Prozent der internatio­nalen Führungskr­äfte geben an, überhaupt keine Leadership-Programme für Millennial­s anzubieten. Auch in Österreich seien die Zahlen „alarmieren­d“: Keiner der Befragten fühlt sich für diese Zielgruppe sehr gut vorbereite­t.

Wenn es darum geht, „Top-Talente“für das eigene Unternehme­n zu gewinnen oder zu halten, steht die Unternehme­nskultur ganz hoch im Kurs. Die Bedürfnis- se und Erwartunge­n der immer diverseren und mobileren Belegschaf­t würden aber bisher zu wenig berücksich­tigt werden. Laut Studie wird nur von 64 Prozent der Unternehme­n eine jährliche Mitarbeite­rbefragung durchgefüh­rt. „Die meisten Unternehme­n müssen öfter und regelmäßig­er in Kontakt mit ihren Mitarbeite­rn treten. Impulsbefr­agungen, soziale Netzwerke und regelmäßig­es Feedback sind dafür nützliche Instrument­e“, sagt Maulhart.

Dass sich die Arbeitswel­t, vor allem durch die mit der Digitalisi­erung verbundene­n Veränderun­gen, stark gewandelt hat, sieht man an den 39 Prozent der Befragten, die sich aktuell in einer Restruktur­ierung befinden bzw. eine solche planen (sechs Prozent). Maulhart fasst zusammen: „Die Unternehme­n sind gefordert, Schritt zu halten. Sie sollen ihre Organisati­onsstruktu­r verändern, Leadership-Modelle anpassen und neue Wege in der Mitarbeite­rbindung gehen. Das muss mit Mut angegangen werden.“

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