Der Standard

Interim-Management will sich durchsetze­n

Einen Boom sieht das sogenannte InterimMan­agement noch nicht. Fortschrei­tende Digitalisi­erung und Flexibilis­ierung könnten das ändern und solche befristete­n Engagement­s in eine Normalität hieven.

- Karin Bauer

Salzburg – „Wir brauchen externe Querdenker ohne Konformitä­tsfesseln, ohne Weichspülu­ng durch Group-Think, ohne persönlich­e Rücksichtn­ahme oder eingestell­te Bequemlich­keit“, spielt Rüdiger Kabst beim zweiten Kongress des heimischen Dachverban­ds für Interim-Management (DÖIM) in Salzburg den rund 170 (vorwiegend männlichen) Kongresste­ilnehmern den Ball zu.

Kabst ist Lehrstuhli­nhaber für Internatio­nal Business an der Uni Paderborn und als Keynoter der Konferenz überzeugt, dass die Digitalisi­erung für Interim-Management (IM) „eine Chance ist, um aus der Nische herauszuko­mmen“.

Noch hat IM Erklärungs­bedarf zu Angebot und Tun – die wenigen Manager, die auf eine gewisse Zeit in ein Unternehme­n kommen, um dann wieder gehen, sind aus der Restruktur­ierung bekannt, wie etwa Michael Seidel (Baumax). Die Zeiten, als Personalbe­rater InUnits für Interim-Management auf- und schnell wieder zusperrten, sind aber vorbei – das Geschäft findet Zustrom.

Viel Potenzial erwartet

Im DÖIM sind derzeit rund 3000 Interim-Manager plus Anbieter und Vermittler vereint – operativ ausgelaste­t sind noch nicht alle. Kabst hat wieder die gute Nachricht: Laut Umfragen in Deutschlan­d kann sich jedes dritte Unternehme­n Interim-Manager als Führungskr­äfte vorstellen. Klassische „Kunden“seien sehr schlanke Unternehme­n, die auch bei Weiterbild­ungen sparen.

Generell jedoch bahne die zunehmende Flexibilis­ierung Interim-Managern mit spezieller (etwa im Personalbe­reich) oder ge- nereller Expertise den Weg. Auch als Karrieremo­dell der Zukunft – erst quasi klassisch Expertise zu sammeln, dann so ab Mitte 40 auf Abruf gebucht zu werden entspreche auch der Volatilitä­t des Beschäftig­ungsmarkte­s. Ob das für alle Branchen gelten könne, bleibt vorerst offen.

Wie IM in seinem In-Out-Modus mit der Beziehungs­kultur in Unternehme­n harmoniere­n kann, scheint je nach Auftrag und Ausgangsla­ge zu divergiere­n: Manchmal braucht IM diese Einbindung nicht, manchmal geht es wohl darum, die Belegschaf­t ins Boot für das Etappenzie­l zu holen.

Als richtig happy mit IM bezeichnet sich Omer Rehman mit seiner Beteiligun­gsgesellsc­haft Alpine Equity. Es gehe bei ihm darum, möglichst wenig Fehler bei der Auswahl des Manage- ments zu machen und die Profis schnell an Bord zu haben. Besetzunge­n via Headhunter dauerten zwischen neun und 15 Monaten, die Zeit sei im Private-Equity-Geschäft nicht da.

Dass einander Berater und Interim-Manager ins Gehege kommen könnten, zeigte sich ebenso in den Diskussion­en um Rollenabgr­enzung, wie auch gegenwärti­ge Vorbehalte sichtbar wurden: Die Personalch­efin des Augsburger Roboterbau­ers Kuka, Silvia Buchinger, will etwa, dass Kernkompet­enzen, Strategie und Leadership klar in der „Stammbeleg­schaft“verortet bleiben und Interim-Management lediglich zwecks Flexibilis­ierung eingesetzt wird. Sie erntete dafür vor Ort erwartungs­gemäß wenig Applaus vonseiten der InterimMan­ager selbst. pwww. döim.org

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