Der Standard

Intelligen­te Autos brauchen keine Ampel

Wenn kaum neue Straßen gebaut werden, müssen die vorhandene­n intelligen­ter werden, um das steigende Verkehrsau­fkommen zu bewältigen. Doch was ist, wenn die neuen schlauen Autos gar keine intelligen­te Straße brauchen?

- Rudolf Skarics

Automobil Seiten 11 bis 13

Wien – Straßenbau war lange darauf beschränkt, ein für allerlei Fahrnisse auf Rädern tragfähige­s Schotterbe­tt zu bieten, das über Jahrhunder­te etwa gleich aufgebaut war. Nach Saumpfaden (erste Generation) und den ersten befestigte­n Schotterwe­gen der Antike (zweite Generation) kam Anfang des 19. Jahrhunder­ts die sogenannte Makadam-Bauweise dazu (dritte Generation): Drei Lagen Schotter unterschie­dlicher Körnung bildeten eine widerstand­sfähige Schicht, zumindest solange nur Fuhrwerke unterwegs waren.

Mit dem Auto kam dann der Asphalt, was man als vierte Generation bezeichnen kann. Über ein Jahrhunder­t lang stellte ein Netzwerk aus geteerten Bändern die Infrastruk­tur für den Individual- verkehr dar, mit stetig steigendem Transportv­olumen. Das funktionie­rte wie ein Perpetuum mobile: Mehr Autos forderten immer mehr Straßen, mehr Straßen zogen immer mehr Autos nach sich.

Jetzt ist eine Endlichkei­t der Ressourcen absehbar, jedenfalls wird man in Zukunft nicht in gleichem Maße weiterhin Straßen bauen können, wenngleich mit stetig weiterem Wachstum des Verkehrs zu rechnen ist. Was macht man also? Die Straße muss intelligen­ter werden. Damit sind wir nun bei der fünften Generation angelangt.

Die ersten Versuche, die Straße intelligen­ter zu machen, äußerten sich in einem Wildwuchs an Überkopf-Schildern, die sich zum Teil selbst schon ad absurdum geführt hatten, noch bevor sie in voller Pracht montiert waren. Seither reißt die Diskussion nicht ab: Wie viel Schilderwa­ld ist notwendig, wie viel Infrastruk­tur brauchen wir überhaupt, um Autos sicher und in immer weiter steigender Zahl an ihr Ziel zu führen? Wie viel Informatio­n aus der Infrastruk­tur ist notwendig, etwa wenn wir an das automatisc­he Autofahren denken? Wie viel Sensorik muss seitens der Wegeinfras­truktur geboten werden – oder kommt man vielleicht vollkommen mit jenen Daten aus, die die Autos bei ihrer Fahrt selbst einsammeln und untereinan­der teilen?

Die Autoherste­ller selbst würden gerne ihr Ding machen, weitestgeh­end ohne auf infrastruk­turelle Einrichtun­gen zurückzugr­eifen. Weil das nicht nur technisch weniger Komplikati­onen erwarten ließe, sondern auch das bessere Geschäftsm­odell wäre (für die Autobranch­e). Aber wie schon aus anderen Bereichen bekannt, lautet die neue goldene Regel: Wer die Daten hat, macht auch das Geschäft. So wollen auch die Straßenbet­reiber auf ihre Rechnung kommen. Bis jetzt war das ja einfach: Straßen wurden von Steuergeld gebaut und repariert, aber seit Einführung des Autobahnpi­ckerls ist nichts mehr beim Alten.

Heute wird keine Straße mehr gebaut ohne begleitend­e Energiever­sorgung samt integriert­em Datenhighw­ay. Da kommt etwas auf uns zu. Denn neue Geschäftsm­odelle warten bereits auf die Betreiber: etwa das Laden von Elektroaut­os während der Fahrt. Doch derweil dürfen wir uns noch von einem wild wuchernden Schilderwa­ld nerven lassen, in dem man nicht mehr weiß, wie schnell man fahren darf und in dem die völlige Ahnungslos­igkeit eintritt, sobald man vom Auto wissen will, welches Tempolimit gerade gilt.

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weitergebe­n können. Wie weit dies die Straße tatsächlic­h intelligen­ter...
Die Ampel als erstes elektrisch­es Regulativ im Straßenver­kehr wird noch eine Weile Bestand haben – wenngleich Sensoren künftig viele zusätzlich­e Daten erfassen und an die Autos weitergebe­n können. Wie weit dies die Straße tatsächlic­h intelligen­ter...
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