Hundstorfers Botschaft: „Keine Experimente“
Der Wahlkampf wurde offiziell eröffnet, als Erster hielt SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer seine Auftaktveranstaltung ab. Er pochte in Wien-Floridsdorf auf seine Qualitäten: Krisenfestigkeit, Erfahrung und Sicherheit.
Die Plakate hängen bereits, die Dreiecksständer mit den Botschaften wurden schon in Stellung gebracht. Am Donnerstagabend eröffnete als Erster Rudolf Hundstorfer als Kandidat der SPÖ mit seinem offiziellen Auftakt im Arbeiterbezirk Wien-Floridsdorf die Intensivphase des Bundespräsidentenwahlkampfes. Gewählt wird in weniger als vier Wochen, am 24. April. In den nächsten Tagen folgen die anderen Kandidaten mit ihren Auftaktveranstaltungen. Irmgard Griss begnügt sich mit einer Pressekonferenz, die am 1. April für 9.21 Uhr angesetzt ist. Der freiheitliche Kandidat Norbert Hofer wird am 2. April den KolomanWallisch-Platz in Kapfenberg bespielen, der Grüne Alexander Van der Bellen hält seine Auftaktveranstaltung am 4. April auf der Sky Stage in Wien-Floridsdorf ab. Am selben Tag startet auch Richard Lugner, er bleibt zu Hause, in der Lugner City. Auch ÖVP-Kandidat Andreas Khol zieht es in die Heimat, als letzter der Kandidaten tritt er am 7. April in der Kongresshalle in Innsbruck an und auf.
Hundstorfer wurde am Donnerstagabend von Kanzler Werner Faymann, von Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser und vom Wiener Bürgermeister Michael Häupl flankiert. Hundstorfer nahm Bezug auf Franz Jonas, den ehemaligen Bundespräsidenten, der wie er aus Floridsdorf stammt. Jonas habe auf die Methode des Gegeneinander und die Methode des Miteinander verwiesen, die erste „unfruchtbar, verderblich und unglückbringend“, die zweite „erfolgreich, zukunftsverheißend und menschlich, weil demokratisch“. Er stehe für die gemeinsame Verantwortung, erklärte Hundstorfer. Es brauche jetzt Krisenfestigkeit, Erfahrung und Sicherheit. Kernbotschaft: „Keine Zeit für Experimente.“
Eine Facebook-Analyse der Agentur Mindworker zeigt, dass Van der Bellen und Khol im Internet jeweils mehr Fans hinter sich versammeln können als ihre Parteien, signifikant schlechter liegt Hundstorfer. Die SPÖ-Seite hat 40.000 Fans, Hundstorfer konnte auf Facebook gerade einmal 8000 Menschen für sich gewinnen.
Derartige Zahlen bieten nur eine Momentaufnahme, sagt Politikwissenschafter Peter Filzmaier. „Wir gehen derzeit von bis zu zwei Millionen Unentschlossenen aus. Da ist noch jede Variante möglich.“Klar ist für ihn, dass es einen zweiten Wahlgang geben wird – „und dann werden die Karten völlig neu gemischt“. Jede mögliche Kombination würde eine eigene, neue Strategie benötigen. So sei durch die hohe Zahl an Kandidaten im ersten Wahlgang eine klare Positionierung notwendig: „Ich muss durch Polarisierung meine Wähler zu mir bringen“, erklärt er und folgert daraus, dass „die Kampagnen ungewöhnlich scharf ausfallen könnten“– im Unterschied zu vielen anderen Bundespräsidentenwahlen, bei denen es darum gegangen sei, „wer noch würdevoller das Amt führen kann“.
Leid tun Filzmaier die Finanzplaner in den Teams: „Es ist eine teuflische Entscheidung: Verpulvere ich zu viel Geld für den ersten Wahlgang, habe ich vielleicht zu wenig für den zweiten. Knausere ich hingegen, könnte ich nur Dritter werden. Dann war ich ein dummer Sparefroh und kein gewiefter Parteistratege.“(pm, völ)