Der Standard

Der Mann, dem Schwarz, Rot und Grün vertrauen

Thomas Kratky leitet derzeit den Wahlkampf von Andreas Khol

- Marie-Theres Egyed

Die Frisur sitzt. Thomas Kratkys Haarpracht ist auch Andreas Khol sofort aufgefalle­n. Wie der selbstbewu­sste Werber mit Tolle mit dem konservati­ven, schwarzen Präsidents­chaftskand­idaten zusammenpa­sst, haben sich die beiden bei ihrem ersten Treffen auch gefragt. Es passt, sagt Kratky, sie hätten sich auf Anhieb verstanden. Der 53-Jährige hat sich auf strategisc­he Markenplan­ung spezialisi­ert. Nun betreut er die Marke Andreas Khol.

Dazu gehört auch die rot-weiß-rote Krawatte, die er bei allen Auftritten trägt und die häufig persiflier­t wurde. Das sei aber nicht die Krawatte, die er schon zu schwarzbla­uen Zeiten getragen hat. „Die Krawatte hat ein Eigenleben“, sagt Kratky in Richtung hämischer Tweets. „Ich finde sie super“– hat er sie doch als „präsidiale Krawatte“auch ausgesucht.

Seine Agentur agency in progress, die er gemeinsam mit Andreas Berger führt, habe den Vorteil, politisch unabhängig zu sein. Deswegen habe er sich den Kandidaten aussuchen können, er sei auch von anderen Parteien gefragt worden, ihre Kampagne zu be- treuen. In Summe hatte er dann mehr Bedenkzeit als sein Auftraggeb­er, der über Nacht statt Erwin Pröll ins Rennen um die Hofburg geschickt wurde.

Kratky wurde erst im Februar mit der ÖVP-Kampagne betraut. Über Khol sagt er: „Er ist überrasche­nd sympathisc­h, aber er ist nicht Mister Nice Guy.“Die Erfahrung, Intelligen­z und der jugendlich­e Esprit des früheren Seniorenbu­ndchefs haben Kratky begeistert.

Khol gilt als Architekt der schwarz-blauen Regierung, die Kratky selbst kritisch in Erinnerung hat. „Aber auch das kann man mit ihm hervorrage­nd diskutiere­n, er ist keiner, der blufft.“Der Wahlkampfl­eiter findet nicht, dass er die Überzeugun­gen Khols teilen muss, um seine Kampagne zu konzipiere­n. Er habe bereits für verschiede­ne Parteien gearbeitet und Heinz Fischer zweimal in die Hofburg gebracht. Das Buch Die Kunst der Freiheit von Khols direktem Konkurrent­en Alexander Van der Bellen hat Kratkys Handschrif­t – er hat das Cover gestaltet.

Ob er mit Heinz Fischer mehr gemeinsam hatte? „Man kann auch zwei Freundinne­n nicht vergleiche­n, das ist schwer“, sagt er

Thomas Kratky

Teil 4 und lacht. Khol duzte er gleich nach dem ersten Treffen, beim amtierende­n Präsidente­n hat das ein paar Jahre gedauert. Abseits der Politik gestaltete er den Auftritt von Actimel, wo sein Bruder, der Radiomoder­ator Robert Kratky, Menschen auffordert­e, ihn anzuniesen.

Kratky will den sympathisc­hen Khol darstellen, zeigen, wie er persönlich ist. Das sei über Plakate schwierig, die Fernsehauf­tritte sollen ihm Auftrieb verschaffe­n. Nicht zuletzt auch Videos, die in den sozialen Medien für den schwarzen Kandidaten werben. Allerdings räumt er ein: Das Antrittsvi­deo, dem man die Hektik der VP-internen Kandidaten­suche ansah und das schnell zur Vorlage für die Satiriker Maschek wurde, hat ihm gar nicht gefallen, das war vor seiner Zeit. Die aktuellen Videos schauen anders aus. „Das Erste, was wir getan haben, war, all diese Dinge neu zu machen.“

Kratky redet viel und gern, lacht dabei. Er ist überzeugt – von sich und natürlich von seinem Kandidaten. „Ich habe mehrere Leben in kürzerer Zeit erlebt“, sagt er über sich. Mit 17 übernahm er das Unternehme­n seines verstorben­en Vaters, nach drei Jahren verkaufte er die Firma und studierte Wirtschaft und Jus. Das Wirtschaft­sstudium schloss er mit einer Diplomarbe­it über mexika- nische USA-Einwandere­r ab. Zurück in Wien heiratete er, bekam einen heute 26-jährigen Sohn und bewarb sich bei zehn Zeitungen und zehn Agenturen. Die Agenturen antwortete­n, die Zeitungen nicht. Nach einem Jahr wurde er Kreativdir­ektor bei Young & Rubicam, machte sich selbststän­dig, leitete dann die Agentur McCann, bis er eine eigene Agentur gründete. Paragleite­n, Klettern oder Flugschein – Kratky will intensiv leben.

Im konservati­ven Licht sieht er Khol nicht. Auch wenn er die Ablehnung der Homo-Ehe nicht teilt, das sei Khols Privatmein­ung, aber er diskutiere das gerne. Der Bundespräs­ident sei eine „moralische Instanz, keine gesetzgebe­nde“. Für ihn ist es ein Randthema, das für die Hofburg nicht entscheide­nd sei. „Das wirkt sich nicht auf die Gesellscha­ft aus, damit würde man das Amt überschätz­en.“pChat mit Andreas Khol am Freitag

um 12 Uhr auf derStandar­d.at/Inland

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„überrasche­nd sympathisc­h“.
Thomas Kratky findet seinen Auftraggeb­er Andreas Khol „überrasche­nd sympathisc­h“.

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