Sorge wegen Atomterrorismus
Obama ruft zu Sicherheitskonferenz in Washington
Washington – Ganz im Zeichen terroristischer Bedrohungsszenarien findet auf Einladung von US-Präsident Barack Obama seit gestern, Donnerstag, in Washington ein Gipfeltreffen mit über 50 Staatsund Regierungschefs sowie zahlreichen Vertretern internationaler Organisationen statt. Das Thema: nukleare Sicherheit. Der große Abwesende: Russland. Ziel der Konferenz, die heute, Freitag, am Abend (Ortszeit) zu Ende geht, ist es, die weltweiten Bestände radioaktiven Materials generell zu reduzieren und diese im Speziellen bestmöglich zu sichern.
Dieser Gipfel ist nach vorangegangenen Konferenzen 2010 in Washington, 2012 in Seoul und 2014 in Den Haag der vierte – und voraussichtlich letzte – Gipfel dieser Art. Ins Leben gerufen hatte die Serie Obama 2009 in Prag – im Narrativ des Weißen Hauses war diese Initiative mit ein Grund für die Verleihung des Friedensnobelpreises Ende desselben Jahres.
Ungesichertes „vagabundierendes“Nuklearmaterial ist für viele Regierungen Anlass zu großer Sorge. Laut Berichten der in Wien ansässigen internationalen Atomenergieorganisation IAEA verschwindet rund 100 Mal pro Jahr irgendwo auf der Welt radioaktives Material. Allerdings ist dieses nicht immer waffenfähig, sprich: hoch angereichert.
„Nuklearer Terrorismus ist eine der größten Bedrohungen unserer gemeinsamen Sicherheit“, erklärte die US-Regierung vor dem Gipfel. Obamas stellvertretender Sicherheitsberater Ben Rhodes versicherte aber, es sei für Terroristen heute schwieriger denn je, an nukleares Material zu kommen.
Obama kann sich kurz vor Ende seiner achtjährigen Amtszeit zumindest über Etappenerfolge freuen: Seit 2009 wurden laut offiziellen Angaben 3,8 Tonnen Nuklearmaterial gesichert – das wäre ausreichend für 150 Atomwaffen.
Erdogan und Obama
Als politische Bühne möchte offenbar der türkische Präsident Tayyip Erdogan den Gipfel nützen. Er will sich dem Vernehmen nach nicht mit dem am gestrigen Donnerstag bereits erfolgten formalen Treffen mit US-Vizepräsident Joe Biden begnügen, sondern treibt seine Protokollabteilung dazu an, Obama auch hochoffiziell zu begegnen. Das Weiße Haus hat sich bisher wegen Erdogans Kurdenpolitik zögerlich gezeigt.
Unterdessen explodierte am Donnerstagabend in der mehrheitlich kurdischen Stadt Diyarbakir im Südosten der Türkei eine Bombe. Ersten Berichten zufolge wurden mehrere Menschen verletzt. (red, dpa)