Ein kosmisches Doppelgesicht
Die Supererde Janssen hat zwei ungleiche Hemisphären
Cambridge/Wien – Arion, Hypatia, Dimidium oder Amateru: Seit ein paar Monaten gibt es da draußen in der Galaxis eine ganze Reihe Planeten, die so heißen, wie sich eine mit Star Trek und Krieg der Sterne sozialisierte Welt das auch vorstellt. Die Internationale Astronomische Union hatte einen Wettbewerb ausgeschrieben, um Namen für diese Planeten zu finden.
Davor hatten sie nur die – mitunter sehr lange – Bezeichnung ihres Muttersterns, ergänzt um einen Kleinbuchstaben, getragen. Durch die kosmische Taufwelle, an der sich europäische Amateurastronomen besonders erfolgreich beteiligten, wurde tendenziell Unaussprechliches gleich um einiges griffiger. Planet PSR 1257+12 b etwa mutierte zu Draugr, benannt nach einer Art altgermanischem Zombie.
Vergleichsweise unspektakulär klingt da ... Janssen. Der 40 Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild Krebs gelegene Planet, vormals 55 Cancri e, wurde nach Zacharias Janssen, einem niederländischen Optiker und Pionier der Teleskopie, benannt. Der Planet selbst hat aber einiges zu bieten, wie ein internationales Astronomenteam in der aktuellen Ausgabe von Nature berichtet.
Janssen ist eine sogenannte Supererde. Dieser Begriff bezieht sich lediglich auf die Masse, trifft aber noch keine Aussage über die Beschaffenheit eines Planeten. Über Janssen wurde bereits spekuliert, dass es sich um eine Wasser- oder gar eine Diamantwelt handeln könnte. Der nun veröffentlichte Befund geht hingegen von einem Gesteinsplaneten aus, also einem Verwandten der Erde.
Und dennoch ist Janssen ganz anders als die Erde. Er umkreist seinen Stern so eng, dass ein „Jahr“nur 18 Stunden dauert, zudem wendet er ihm stets dieselbe Seite zu. Diese Hemisphäre dürfte laut den Forschern um BriceOlivier Demory aus geschmolzener Lava bestehen und 2500 Grad Celsius heiß sein. Die Nachtseite hingegen weist eine feste Oberfläche auf und ist kühl – mit 1100 Grad allerdings nur nach den Maßstäben einer Höllenwelt. (jdo)