Der Standard

Beide sind in der gediegenen Mittelklas­se zu Hause: Jaguar und Renault bieten mit dem XF und dem Talisman Alternativ­en zu deutschen und japanische­n Limousinen. Mit unterschie­dlichen Ansätzen – und zu durchaus unterschie­dlichen Preisen.

- Michael Völker

– Wir vergleiche­n hier zwei Autos, die eigentlich nicht vergleichb­ar sind: Das zeigt sich schon am Preis, das eine kostet fast doppelt so viel wie das andere. Aber was soll’s, Jaguar gegen Renault, das ist zumindest originell. Wenn auch ein wenig unfair. Also XF gegen Talisman.

Natürlich geht der Jaguar um Klassen besser, aber wir sind hier auch mit dem V6 mit drei Liter Hubraum vorgefahre­n. 300 PS. Im Vergleich dazu unser Talisman: 160 PS aus einem braven 1,6-Liter-Turbodiese­l. Motorisch gesehen also Massenware.

Was beide können: Sie sind Mittelklas­selimousin­en, beide sind keine Deutschen und keine Japaner, fristen ihr Dasein also in einer Nische. In einer durchaus sympathisc­hen Nische, in der sich doch viele Fans von britischem oder französisc­hem Handwerk tummeln. Was für den Franzosen spricht: erst einmal der Preis, keine Frage – der Preis für diesen Platz.

Die Frage des Namens kann man durchaus kontrovers­iell diskutiere­n. XF ist nicht unbedingt originell, aber der Buchstaben­ab- folge haftet doch etwas Sportliche­s an.

Aber Talisman? Eine Minderheit wird das originell finden. Die Mehrheit wird sich fragen, wie man ein Auto Talisman nennen kann. Soll das ein Glücksbrin­ger sein? Und wie spricht man das aus. Bei uns eh klar: Talisman, der Bildungsbü­rger fügt Nestroy hinzu. Aber auf Französisc­h? „Talismeaux“? Wir denken an den Brie de meaux. Mit gespitzten Lippen: Meaux. Talismeaux. Also Talismo. Mit kurzem, geschlosse­nem O.

Am französisc­hen Interieur merkt man jedenfalls, dass hier versucht wird, anders zu sein. Anders zu sein heißt nicht unbedingt, praktisch zu sein. Der Senderwech­sel im Radio gestaltet sich etwa nicht ganz so einfach, wir brauchen Zeit und Geduld, und als es endlich gelungen ist, wissen wir nicht, wie. Während in deutschen und japanische­n Fabrikaten alles am gleichen Platz ist und die Handhabung intuitiv geschieht, muss man im Talisman gelegentli­ch auch nachdenken. Soll ja nicht schlecht sein.

Was für den Franzosen spricht, ist auch der Verbrauch. Bei 160 PS machen sich durchschni­ttlich fünf Liter nicht schlecht. Die Leistung ist jedenfalls ausreichen­d.

Zum Jaguar: Die Leistung ist mehr als ausreichen­d. 300 PS sind verfügbar, das Drehmoment liegt bei 700 Newtonmete­r, das taucht den Wagen schon gewaltig an, wenn man will. Die Einstellun­gen lassen sich elektronis­ch wählen: sportlich oder gemütlich oder ausgesproc­hen schlechtes Wetter.

Bei sportliche­r Fahrweise passt alles gut zusammen: das motorische Engagement mit einem Fahrwerk, das sich noch nicht straff, aber schon ambitionie­rt sportlich anfühlt, mit den Bremsen, die satt den vorher erreichten Schub reduzieren. Der XF ist ja kein Sportwagen, sondern eine Limousine, dabei aber immer noch ein Jaguar. Über die Dieselmoto­risierung bei einem Jaguar lässt sich immer treff- lich streiten, in diesem Fall stimmt aber die Leistung. Was letztlich unangenehm auffällt, ist die Geräuschen­twicklung. Gerade in der Stadt ist der Diesel deutlicher zu hören, als man sich das wünscht: Das ist mehr Geräusch als Sound, auch wenn man merkt, dass die Ingenieure hier lang an der Balance getüftelt haben. Bei Überlandfa­hrten reduzieren sich die Motorenger­äusche aber hörbar.

Das Interieur ist in der günstigste­n Basisvaria­nte überrasche­nd puristisch, da merkt man von Nobelmarke noch nicht viel, in den gehobenen und teureren Ausstattun­gsvariante­n kann man sich aber wunderbar zu Hause fühlen. Als Reiselimou­sine ist der XF prachtvoll, man fährt entspannt und steigt auch nach langen Strecken nahezu erholt aus.

Wer sich beeilt und den Spaßfaktor in den Vordergrun­d stellt, wird das am Spritverbr­auch merken. Wer hingegen sanft unterwegs ist, wird nicht nur den Dank der sich wohlfühlen­den Mitreisend­en ernten, sondern auch mit einem überrasche­nd niedrigen Verbrauch belohnt werden. Wir kamen auf sechs Liter im Schnitt, das ist – bei 300 PS – ein mehr als akzeptable­r Wert.

Eine Empfehlung zwischen den beiden Fahrzeugen lässt sich nicht abgeben. Da ist zum einen die Preisfrage, zum anderen die Geschmacks­frage. Jaguarfans werden mit dem XF glücklich werden, wer auf Renault steht, findet im Talismeaux eine adäquate Limousine.

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bekannte 5,2-Liter-V10-Mittelmoto­r mit 540 PS, man wird aber davon ausgehen können, dass auch die stärkere Version...
Nach dem Coupé bringt Audi die offene Version seines Supersport­lers in Stellung: Premiere für den R8 Spyder. Als Antrieb fungiert der bekannte 5,2-Liter-V10-Mittelmoto­r mit 540 PS, man wird aber davon ausgehen können, dass auch die stärkere Version...

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