Der Standard

Rätselhaft­es im Rugby

Österreich­s Rugby-Liga wurde aufgestock­t und auf eine Ganzjahres­meistersch­aft umgestellt. Ob das Sinn macht, wird heftig diskutiert. Das Nationalte­am hat jedenfalls einen neuen Teamchef, der Verband einen neuen Präsidente­n.

- Michael Robausch

Wien – Im österreich­ischen Rugby ist eine Woche vor dem Länderspie­l des Nationalte­ams im europäisch­en Nationencu­p gegen Serbien am 9. April kaum noch etwas beim Alten. Ende Jänner wurde bekannt, dass sich der Verband (ÖRV) von Trainer und Developmen­t-Manager Lofty Stevenson getrennt hat. Ein Monat später endete nach acht Jahren die Ära von Präsident Andreas Schwab, im März wurde eine weitreiche­nde Neuformier­ung des Ligasystem­s samt Umstellung auf eine Ganzjahres­meistersch­aft präsentier­t.

Letztere umfasst die Aufstockun­g der höchsten Spielklass­e von fünf auf sieben Klubs. Nach einer Vorrunde im Frühjahr machen die besten fünf Teams den Titel unter sich aus, während die verbleiben­den zwei mit den beiden erstplatzi­erten aus Liga zwei um Auf- und Abstieg rittern. Die Saison 2015/16 wurde nach dem Grunddurch­gang beendet, manche behaupten: abgebroche­n. Die zu diesem Zeitpunkt an erster und zweiter Stelle liegenden RC Donau und Vienna Celtic RFC werden am 11. Juni ein Endspiel bestreiten, zur Halbzeit der dann laufenden neuen Kampagne.

Gingen die personelle­n Veränderun­gen im Vorstand des ÖRV und die damit einhergehe­nde Übernahme der Präsidents­chaft durch Thomas Österreich­er noch einmütig über die Bühne, provoziert­e die Strukturre­form durchaus emotionale Debatten innerhalb der Rugby-Community.

Heterogene Szene

Stiig Gabriel, Sportdirek­tor beim Serienmeis­ter Donau, begründet dies im Gespräch mit dem STANDARD mit der Heterogeni­tät der Szene. Die Vereine befänden sich auf unterschie­dlichen Entwicklun­gsstufen, die Erwartunge­n an Verband und Liga seien dementspre­chend ebenso unein- heitlich und nur schwer unter einen Hut zu bringen.

Gabriel lässt keinen Zweifel daran, dass er eine verkürzte Jahresmeis­terschaft (von Anfang April bis Ende Oktober) nicht für zielführen­d hält. Aus sportliche­n Überlegung­en, immerhin müsste Donau künftig aus der Winterpaus­e heraus seine Europacup-Spiele bestreiten, aber auch weil ein Ligafinale im Herbst schlechter vermarktba­r sei. Und gar so viele Vorzeige-Events habe das heimische Rugby nun auch wieder nicht zu bieten.

Etwas anders sieht das Jérémie Dejean de la Bâtie, Obmann des RC Innsbruck. Der neue Modus bringe mehr Ordnung und Planbarkei­t. Schließlic­h soll die Sommerpaus­e zur Pflege der SiebenerVe­rsion des Rugby verwendet werden, die in Rio erstmals olympisch ist. Für die kleineren Vereine sei das Siebenersp­iel eine gute Plattform, um Erfahrung zu sammeln. Außerdem müsse man nicht mehr, wie derzeit der Fall, zwischen Siebener- und 15er-Variante hin- und herswitche­n, die Spieler sich nicht mehr dauernd um- stellen. De la Bâtie: „Für uns ist das viel feiner, kein Mischmasch.“Und ja, die Saison wäre zwar kürzer, dafür aber auch intensiver. Man müsse einmal abwarten, wie sich die Dinge entwickeln.

Bemerkensw­ert: Weder Gabriel noch de la Bâtie können auf Nachfrage sagen, wer die Reformagen­da konkret ausbaldowe­rt hat, es bleibt bei Mutmaßunge­n. Vom RC Innsbruck sei jedenfalls niemand involviert gewesen, man habe, so de la Bâtie, den Plan auf den Tisch bekommen und dann intern diskutiert. Der Donau-Sportchef wiederum bedauert einen fehlenden Diskurs im Vorfeld.

Und das Nationalte­am? Hier folgt Peter Smutna auf Stevenson. Unter dem Neuseeländ­er mit den prononcier­ten Standpunkt­en fungierte er bereits als Co. Er kennt die Spieler, ein erstes Trainingsl­ager über Ostern soll vielverspr­echend verlaufen sein. Gegen Serbien tritt man auf dem Wiener Sportclub-Platz an – auch das ist neu. Wie zuvor die Footballer haben auch die Rugbyaner den Exodus von der Hohen Warte vollzogen.

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ist neuer Trainer des Rugby-Teams.
Foto: Rugbyverba­nd Peter Smutna ist neuer Trainer des Rugby-Teams.

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