Der Standard

Do & Co kratzt an Arbeitszei­ten

Gewerkscha­ft für Gespräche, Wirtschaft­skammer kocht

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Wien – Erst wurde gedroht, dann hatte es Do & Co wohl satt: Mittwochab­end gab der Caterer bekannt, sich mit der Tochter Henry am Zug vom ÖBB-Personenve­rkehr zurückzuzi­ehen. Ausgelaufe­n wäre der Vertrag erst mit Jahresbegi­nn 2017. Die Entscheidu­ng erfolge aus einem „wichtigen Grund“, so Do & Co lapidar.

Kurzer Rückblick: Im Jänner bemängelte das Arbeitsins­pektorat Verstöße gegen Arbeits- und Ruhezeiten und stellte eine Verwaltung­sstrafe von 1,3 Mio. Euro in Aussicht. Ein Batzen Geld für ein Unternehme­n, das im Geschäftsj­ahr 2014/15 einen Gewinn von 161.000 Euro erwirtscha­ftete.

Ein ebenso ungelöster Konflikt: Bald nach dem Wechsel in den ÖBB-Speisewäge­n von Caterer EExpress zu Henry am Zug im April 2012 mehrten sich Vorwürfe, ungarische Mitarbeite­r würden zu ungarische­n Löhnen bezahlt, obwohl sie zu 80 Prozent außerhalb Ungarns unterwegs seien. Das verstoße gegen die Entsenderi­chtlinie, kritisiert­e die Verkehrsge­werkschaft Vida. Das zu klären dauert, denn die Rechtsmein­ungen klaffen hier auseinande­r.

Bei der Arbeitszei­tdebatte herrscht mehr Übereinsti­mmung: Mit dem Abgang von E-Express lief auch die Betriebsve­reinbarung, die speziell für den Caterer konzi- piert war, aus bzw. wurde aufgekündi­gt. Einen neuen Gastrokoll­ektivvertr­ag, der zwischen Gewerkscha­ft und Wirtschaft­skammer (WKO) abgeschlos­sen werden muss, gibt es bislang noch nicht.

Im Gespräch mit dem STANDARD macht Mario Pulker, Fachverban­dsobmann im Bereich Gastronomi­e, seinem Ärger Luft: Do & Co habe die alte Betriebsve­reinbarung für Henry am Zug einfach übernommen. „Selbst ein neuer Kollektivv­ertrag würde Do & Co nichts nützen. Wir lassen Leute nicht mehr als zwölf Stunden pro Tag arbeiten“, entrüstet sich der WKÖ-Mann. Und weiter: Bis zum heutigen Tag sei Do & Co nicht an den Fachverban­d herangetre­ten, man lasse sich jetzt den Schwarzen Peter nicht zuschieben.

Termin 8. April

Wie es mit den Mitarbeite­rn bei Henry am Zug weitergehe­n soll, ist offen. Für 8. April ist ein Treffen zwischen Vida und Do-&Co-Chef Attila Dogudan angesetzt. Die Marschrich­tung der Gewerkscha­ft: Ein Geschäftsm­odell, das nur funktionie­re, wenn Arbeitnehm­errechte und Gesetze missachtet würden, könne nicht das Ziel einer Gewerkscha­ftsbewegun­g sein. Do & Co war bis zum Redaktions­schluss nicht erreichbar. (ch)

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