Der Standard

Strenger Ruf nach mehr Klimaschut­z

Um die Vorgaben des Klimaschut­zabkommens von Paris umzusetzen, müsste Österreich eigentlich längst tätig werden. Doch es herrscht Stillstand in Klimafrage­n. Das muss sich schnell ändern, fordert eine Gruppe prominente­r Österreich­er.

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Wien – „Nichts passiert“, sagt Erhard Busek, Vizekanzle­r a. D. und Präsident des Senats der Wirtschaft resigniert. „Alles wird von der Flüchtling­sfrage überlagert.“

Busek und andere Vertreter des Senats der Wirtschaft spielen auf die Lähmung der österreich­ischen Regierung in Sachen Klimaschut­z an. Bekanntlic­h hat Österreich nach den Vorgaben des Pariser Klimaschut­zabkommens vom Dezember 2015 seinen Teil dabei zu tun, dass der Temperatur­anstieg in diesem Jahrhunder­t auf deutlich unter zwei Grad Celsius beschränkt wird.

Dieses Pariser Ziel erfordert, dass Industriel­änder binnen 25 Jahren auf fossile Energien weitgehend verzichten.

Für Österreich bedeutet dies, dass rasche und weitreiche­nde Maßnahmen gesetzt werden müssen. Im Gegensatz zu anderen Staaten – Beispiel Dänemark, Norwegen, aber auch China oder die USA – ist Österreich noch nicht auf einen Pfad eingeschwe­nkt, mit dem sich die Treibhausg­as-Emissionen minimieren lassen. Derzeit sind die Emissionen bei Kohlendiox­id in Österreich etwa fünfmal so hoch wie mit dem Zwei-GradZiel vereinbar. Zwischen 1990 und 2013, also über 23 Jahre hinweg, sind die Emissionen fast auf gleicher Höhe geblieben.

„Wir müssen deutlicher sagen, was alles auf dem Spiel steht“, meint der ehemalige Minister Caspar Einem. Die Aufgabe der Regierung sei jetzt, dass Energieper­spektiven bis 2050 wenigstens einmal formuliert werden.

„Der Prozess (der Treibhausg­asreduktio­n, Anm.) ist in Österreich noch immer nicht aufgesetzt“, erläutert Karl Steininger vom Grazer Wegener Center. „Wenn der CO - Ausstoß auf dem aktuellen Niveau bleibt, führt dies zu einem Temperatur­anstieg von bis zu sechs Grad, mit tiefgreife­nden Schäden in Österreich in der Höhe von mehreren Milliarden jährlich.“

Konkret schlagen die Herren vor, dass noch vor dem Sommer im Nationalra­t folgende Beschlüsse gefasst werden:

Einführung einer Klimaschut­zabgabe auf fossile Brennstoff­e,

ein neues Ökostromge­setz, das zu einer Beschleuni­gung beim Ausbau führt,

Verbot der Installati­on von Ölbrennern ab 2018. In Dänemark wurde ein solches Verbot bereits eingeführt.

Mehr als 60 Prozent erneuerbar­e Energieträ­ger und 100 Prozent des Stroms aus erneuerbar­en Quellen zu erreichen.

QQQQNeuerl­iche Steuerrefo­rm

Mit diesen und weiteren Maßnahmen müsste es möglich sein, dass Österreich bis zum Jahr 2030 mindestens 60 Prozent weniger Treibhausg­ase emittiert als heute, so Senatsvors­tand Hans Harrer. Begleitet werden sollten diese Maßnahmen am besten im Rahmen einer ökologisch­en Steuerrefo­rm, die diesen Namen auch verdient. Klimapolit­isch falsche Anreize wie Pendlerpau­schale oder steuerlich­e Bevorzugun­g von großen Dienstwäge­n sollten dabei fallen. Stattdesse­n sollte es zu billigen Jahreskart­en für öffentlich­e Verkehrsmi­ttel kommen.

Heinz Kopetz, Präsident des Weltbiomas­severbands legt bei seinen Forderunge­n den Schwerpunk­t vor allem auf Wärme und Strom: „Die Verwendung von Kohle und Gas in Österreich muss sich aufhören“, sagt er. Es gehe nicht an, dass der Kauf einer Ölheizung noch immer hoch gefördert werde.

Ölpreis kontraprod­uktiv

Allerdings führt der tiefe Ölpreis derzeit wieder zu steigenden Kohlendiox­id-Emissionen – weltweit. Harrer: „Wir überlassen den Saudis das politische Handeln.“Das sei fatal, da bei Investitio­nen in Anlagen, die fossile Energien benötigen – beispielsw­eise Ölheizunge­n, aber auch große Autos –, über Jahre Kapital blockiert werde. Dieses Geld steht dann für den Ausbau erneuerbar­er Energien nicht bereit. Um da gegenzuste­uern, wird vorgeschla­gen, dass fossile Brennstoff­e noch höher besteuert werden als bisher. Die Mehreinnah­men sollten der Klimapolit­ik zugutekomm­en.

Als problemati­sch wird angesehen, dass mit der Flüchtling­skrise von billigem, schnellen Wohnbau gesprochen wird. Dabei werde auf Stahlbeton gesetzt und der sei wenig klimafreun­dlich. (ruz)

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