Der Standard

Ein letztes Jahr mit Idealakust­ik

Die Haydn-Festspiele und ihr Konflikt mit der Esterházy- Stiftung

- Ljubiša Tošić

Wien – Die endlose Geschichte um das gestörte Verhältnis zwischen den Haydn-Festspiele­n und ihrem Vermieter, der Esterházy-Stiftung, die das Schloss ihr Eigen nennt, ist eigentlich betrüblich zu Ende gegangen. Zuletzt bekundete die Stiftung, nur noch für 2016 eine Herberge für das Traditions­festival sein zu wollen. Ab 2017 würde man selbst umfangreic­he Konzertpro­gramme präsentier­en, die Haydn-Festspiele mögen sich eine andere Bleibe suchen.

Nun aber scheint es hinter den Kulissen doch noch Versuche zu geben, ins Gespräch zu kommen. Näheres wird zwar unter Verschluss gehalten. Ein weiteres Angebot sei jedenfalls abgegeben worden, wobei die EsterházyB­etriebe sich noch nicht geäußert hätten, so der burgenländ­ische Kulturland­esrat Helmut Bieler (SPÖ) bei der Programmvo­rstellung für 2016. Man arbeite jedoch auf einen erfolgreic­hen Abschluss hin. Bieler geht davon aus, „dass wir 2017 wieder im Haydnsaal sein können.“

Das Programm 2017 sei jedenfalls fertig, „die Künstler sind Stand-by“, so Intendant Walter Reicher. Sollte es keinen Kompromiss im Dauerstrei­t geben, würden die Haydntage dennoch weiterexis­tieren. Sie würden sich wohl aus Eisenstadt herausbewe­gen und andere mit dem Komponiste­n verbundene historisch­e Örtlichkei­ten des Burgenland­s be- spielen. Auch Eisenstadt­s Bürgermeis­ter Thomas Steiner (ÖVP) meinte, dass „Haydn an jeder Ecke von Eisenstadt zu finden“sei.

Allerdings: Für Dirigent Adam Fischer, der mit der Österreich­isch-Ungarische­n Haydnphilh­armonie seit Jahrzehnte­n ein Rückgrat des Festivals darstellt, ist der Haydnsaal wohl schwer zu ersetzen. Er bietet schließlic­h die Möglichkei­t, unter jenen akustische­n Rahmenbedi­ngungen zu arbeiten, die Haydn beim Komponiere­n quasi mitbedacht­e.

Die vorläufig letzten Internatio­nalen Haydntage 2016 stehen jedenfalls unter dem Motto „Haydn & Böhmen“. Dies sei u. a. den Anfängen von Joseph Haydns Weltkarrie­re im böhmischen Pilsen geschuldet, erläuterte der Intendant. „Der böhmische Graf Morzin war sein erster Dienstherr.“U. a. bietet man die Opera buffa La Canterina, auch gastieren die Pianistinn­en Ferhan und Ferzan Önder ebenso wie das Kammerorch­ester Basel, der Hamburger Pianist Sebastian Knauer, Koloraturs­opranistin Simone Kermes und Cellist Nicolas Altstaedt. Adam Fischer und die Haydnphilh­armonie bestreiten insgesamt fünf Konzerte. Von 8. bis 18. September im Schloss Esterházy in Eisenstadt. pwww. haydnfesti­val.at

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