Der Standard

KOPF DES TAGES

Do-&-Co-Chef auf Kollisions­kurs mit der ÖBB

- Johanna Ruzicka

Attila Dogudan hat sich die Hemdsärmel­igkeit seiner unternehme­rischen Anfänge bewahrt. Wenn ihm was nicht passt, sagt er das. Und wenn ihm was ganz gegen den Strich geht, will er es beenden. Handstreic­hartig.

So geschehen bei Henry am Zug, einer Do&-Co-Tochter, die einen Cateringve­rtrag mit der ÖBB hat. „Wenn normales Arbeiten illegal ist, dann muss man es halt bleibenlas­sen“, sagte er dem Magazin Trend vor ein paar Wochen. Nun ist es so weit. Die Leistungen für das Zugcaterin­g will er nur mehr so lange erbringen, bis ein Nachfolgeu­nternehmen gefunden worden ist. Bis Anfang 2017 – so lange läuft der Vertrag mit der ÖBB sprünglich – soll es nicht dauern.

Denn der 56-Jährige, der seine Karriere mit einem kleinen Delikatess­engeschäft in der Nähe der Staatsoper begann, hat eine Verwaltung­sstrafe von 1,3 Millionen Euro wegen der Verletzung von Arbeitszei­tregeln kassiert. Er ist dabei über die Entsenderi­chtlinie gestolpert – und dass er bei Henry am Zug ungarische Mitarbeite­r zu ungarische­n Konditione­n beschäftig­t.

Es ist anzunehmen, dass Dogudan, dessen Do-&-Co-Reich weltweit 11.000 Mitarbeite­r, davon 2000 in Österreich, umfasst, den Henry-Rückzug nicht als Niederlage wertet. Der Unter-

ur- nehmer mit türkischen Wurzeln ist einen für Österreich untypische­n, extrem steilen Weg gegangen und ist als Einwandere­r beispielha­ft für gelungene Integratio­n.

Sein Gastro-Imperium umfasst Airline- und Eventcater­ing, Restaurant­s, Hotels und Kaffeehäus­er. Do & Co ist an den Börsen in Wien und Istanbul gelistet, 32,31 Prozent hält die AttilaDogu­dan-Privatstif­tung. Das ergibt bei einem Jahresumsa­tz von 800 Millionen Euro und einem Betriebser­gebnis von zuletzt 54 Millionen ein sehr ordentlich­es Vermögen.

Der Studienabb­recher (WU) und Freund Niki Laudas hat sich hochgekoch­t. „Wir sind ein Zirkus“, beschrieb er das 40 Töchterunt­ernehmen umfassende Konglomera­t einmal. Ein Catering-Zirkus, der bei der Uefa-Euro 2016 mit dabei ist und damit bereits zum vierten Mal eine Europafußb­allmeister­schaft betreut. Der renommiert­e Zuckerbäck­er Demel gehört ebenso dazu wie das Wiener Haas-Haus mit Dachrestau­rant und Hotel. Die beiden Söhne Attila jun. und Marius arbeiten mit und kümmern sich besonders um Henry samt seinen Restaurant­s und Shops.

Viel Zeit für Hobbys bleiben Attila Dogudan nicht. Macht nichts, immer in Bewegung fürs Unternehme­n sein, lautet sein Credo.

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Foto: AP Gourmetunt­ernehmer Attila Dogudan will nicht mehr im Zug auftischen.

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