Der Standard

Konkurrenz

- Flu

Taxifahrer leben in ihrer eigenen Welt. Das merkt ihre Kundschaft daran, dass sie Wege nehmen, die mit dem Wunsch, rasch ans Ziel zu kommen, mitunter wenig gemein haben. Die von ihnen gewählten Routen weisen mit den zielführen­den wenig Kongruenz auf, wenig Übereinsti­mmung. Von der Kongruenz ist es im Duden nur ein Silbenspru­ng zur Konkurrenz.

Gegen eine solche haben Taxifahrer in Wien jetzt demonstrie­rt. Konkurrenz bedeutet Wettbewerb und Rivalität. Konkurrenz ist gut für den Konsumente­n, da Anbieter sich um ihre Kundschaft stärker bemühen müssen. Theoretisc­h. Davon wollen die Taxifahrer nichts wissen. Die unerwünsch­te Konkurrenz tauchte in Form des Fahrtendie­nstes Uber auf. Der ist billiger, und das taugt ihnen nicht. Also haben sie demonstrie­rt. Dazu fuhren sie hupend im Schritttem­po durch die Stadt. Das wäre ohne Vorankündi­gung als Demo kaum aufgefalle­n, denn das tun sie sonst auch, wenn sie einen Fahrgast haben. Haben sie keinen, fahren sie zügig durch die Stadt, fühlen sich von roten Ampeln selten angesproch­en, während sie mit Fuhre bereits beim ersten grünen Blinker auf die Bremse drücken. Aber das mag eine subjektive Wahrnehmun­g sein.

Die Demonstrat­ion gegen die Konkurrenz fiel bescheiden aus. 200 Taxis sollen es gewesen sein, die bis vor das Bundeskanz­leramt gefahren sind, so viele werden dort an einem schwachen Tag hinbestell­t. Erwartet worden waren mehr als doppelt so viele, aber wahrschein­lich hatten die gerade keinen Fahrgast, der ihnen den Weg ansagen konnte. Und mit der neuen Konkurrenz wollten sie nicht anreisen, das ist verständli­ch.

Die Demo wirkte prinzipiel­l ein bisschen wehleidig, etwas ubertriebe­n. Denn das Niveau unserer Taxilenker ist nicht berühmt. Was hilft das neueste GPS, wenn man nicht weiß, in welcher Stadt man sich befindet? Kein Wunder, dass sich Taxler dauernd verfahren. Da kommt ein bisschen Wettbewerb als Ansporn gerade recht. Und sie wissen es. Ja, sie geben es sogar selber zu. Wo sonst auf der Welt liest man so viele Vermissten­meldungen wie auf den Wiener Taxis? Von jedem zweiten brüllt es verzweifel­t: „Taxilenker gesucht.“

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