Der Standard

Arbeitslos­igkeit dürfte stark steigen

Mehr Osteuropäe­r und Flüchtling­e sind auf der Suche nach Jobs

-

Wien – Während sich die Arbeitslos­igkeit in Österreich in den vergangene­n Monaten auf hohem Niveau stabilisie­rt hat, wird sie nächstes Jahr wieder deutlich stärker steigen. Rechnet man die Schulungst­eilnehmer weg, waren im Vorjahr im Schnitt etwa 350.000 Menschen arbeitslos gemeldet. Heuer dürften laut einer neuen Prognose, die für das Arbeitsmar­ktservice (AMS) erstellt wurde, noch einmal knapp 20.000 Arbeitslos­e dazu kommen. Im kommenden Jahr dürfte die Zahl dann um fast 50.000 Personen wachsen. Die Arbeitslos­enrate würde dann bei 10,5 Prozent liegen. Im Vorjahr stand sie bei 9,1 Prozent.

Zwar geht das Forschungs­institut Synthesis, das die Prognose erstellt hat, von fast 80.000 zusätzlich­en Jobs aus, die 2016 und 2017 geschaffen werden. Es strömen gleichzeit­ig aber rund 150.000 Menschen auf den Arbeitsmar­kt. Das liegt zu einem kleinen Teil daran, dass mehr Frauen arbeiten und der Zugang zur Frühpensio­n erschwert wurde. Der Großteil der zusätzlich­en Arbeitskrä­fte entfällt laut Synthesis aber auf die Zuwanderun­g aus Osteuropa. 2017 kommen dann zusätzlich viele Flüchtling­e auf den Arbeitsmar­kt.

Geht der Plan der Regierung mit der Obergrenze auf, werden heuer und nächstes Jahr zwar weniger Flüchtling­e nach Österreich kommen. Weil die Bearbeitun­g der Asylanträg­e aber viel Zeit in Anspruch nimmt, dürften viele Asylberech­tigte erst 2017 auf den Arbeitsmar­kt gelangen.

Obwohl die Arbeitslos­igkeit seit 2011 steigt und kein Ende in Sicht ist, will der AMS-Vorstand Johannes Kopf kein „verlorenes Jahrzehnt“am Arbeitsmar­kt orten. In Österreich habe es gleichzeit­ig auch ein starkes Bevölkerun­gs- und Jobwachstu­m gegeben. Wenn die geburtenst­arken Jahrgänge, die sogenannte­n „Babyboomer“, ab dem Jahr 2020 in Pension gehen, werde sich dieser demografis­che Effekt positiv auf den Arbeitsmar­kt auswirken, sagt Kopf im Gespräch mit der APA.

Der Anstieg der Arbeitslos­enzahlen sei im Jahr 2015 zu zwei Drittel durch anerkannte Flüchtling­e und Zuwanderun­g aus EU-Ländern sowie zu einem Drittel durch mehr Frauen und ältere Beschäftig­te am Arbeitsmar­kt entstanden, so der AMSChef. Ende März waren knapp 23.000 anerkannte Flüchtling­e und subsidiär Schutzbere­chtigte beim AMS als arbeitslos gemeldet. Insgesamt waren in Österreich 439.000 Personen arbeitslos oder in AMS-Schulungen. Schutzbere­chtigte haben kein Asyl erhalten, sind in ihren Heimatslän­dern – etwa Afghanista­n oder Somalia – aber einer hohen Gefahr für Leben oder Gesundheit ausgesetzt. Daher dürfen sie in Österreich bleiben. (sat)

Newspapers in German

Newspapers from Austria