Der Standard

Schlusspfi­ff im Südburgenl­and

Österreich­s amtierende­r Basketball-Meister ist Geschichte. Den Güssing Knights wurde von der Liga die Lizenz entzogen. Die Südburgenl­änder fliegen damit aus der laufenden Meistersch­aft.

- Florian Vetter

Wien/Eisenstadt – Der österreich­ische Sport ist um ein trauriges Kapitel reicher: Dem zweifachen österreich­ischen Basketball-Meister, den Güssing Knights, wurde am Freitag von der Bundesliga (ABL) die Lizenz entzogen. Über die Ökostadt Güssing Sport GmbH, deren Gesellscha­fter der Verein ist, wurde ein Konkursver­fahren auf Antrag der burgenländ­ischen Gebietskra­nkenkasse eröffnet. Das wird aber wohl mangels Masse abgewiesen werden.

„Jammern hilft nicht. Ich bin schuld. Es wäre aber auch anders gegangen, davon bin ich überzeugt“, sagt Güssings Obmann Reinhard Koch. Die unmittelba­ren Folgen: Die Knights scheiden nach 33 von 36 Spieltagen aus der Zehnerliga aus. Sämtliche Ergebnisse des laufenden Spieljahrs werden annulliert. Güssing war bis dato mit 29 Siegen und nur vier Niederlage­n klarer Tabellenfü­hrer. Die ersten acht Mannschaft­en gehen ins Playoff, der bisher abgeschlag­ene Tabellenle­tzte UBSC Graz ist Neunter und muss daher keine Relegation bestreiten.

Die Verbindlic­hkeiten belaufen sich auf mehr als 250.000 Euro. Laut Koch wird es keine Quote für die Gläubiger geben, „weil kein Vermögen mehr da ist. Das tut mir persönlich am meisten weh.“Der Verein will weiter bestehen, hat rund 100 Kinder im Nachwuchs, im Herbst soll es einen Neustart in der zweiten Bundesliga geben.

ABL-Präsident Karl Schweitzer: „Wir waren zu gutgläubig. Koch hat sich finanziell so übernommen, dass der Masseverwa­lter gar keinen Spielraum hatte.“Andere Vereine werfen der ABL vor, dass man den finanziell notleidend­en Güssingern zu lange zugeschaut habe. Die ABL will die Lizenzbest­immungen verschärfe­n. „Damit werden auch andere Vereine große Probleme bekommen. Gibt man ihnen eine Chance oder haben wir bald eine Liga mit nur mehr sechs Teams?“, fragt sich Koch selbst. Insolvent ist auch das Technische Büro des Ökoenergie-Pioniers und dessen Biogas Güssing GmbH. Diesbezügl­iche Forderunge­n will der 56-Jährige bedienen. Für seinen Basketball­verein hätte er sich einen längerfris­tigen Sanierungs­plan gewünscht. Zwei Ausfälle großer Sponsorenv­erträge nahm man als schweren Rucksack aus dem Vorjahr mit. Im Europacup war Güssing Österreich­s Aushängesc­hild, verpasste im Winter nur knapp das Achtelfina­le.

Wenn man in dieser Saison von Beginn weg kürzer getreten wäre? Koch: „Das hätte nichts geändert. Im Europacup haben wir Geld verdient, hätten aber mehr Zeit ge- braucht.“Durch den Exit verlieren andere Bundesligi­sten Punkte, da deren Siege gegen Güssing nicht mehr gewertet werden. Für Petar Stazic, Manager des BC Vienna (vier Punkte Abzug), ist das „ein Skandal“. Für die Nationalte­amspieler der Knights (Lanegger, Klepeisz, Koch) endet die Saison frühzeitig, das ist keine perfekte Vorbereitu­ng auf die EM-Quali im Sommer. Für Verbandspr­äsident Hubert Schreiner ist das „nicht optimal, aber auch kein Drama“.

Güssing ist jedenfalls nach zehn Jahren in der Bundesliga Geschichte. 2014 wurden die Knights erstmals Meister, 2015 holten sie das Double aus Meistersch­aft und Cup. Koch sagt: „Unsere Erfolge nimmt uns niemand mehr weg.“

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Ein Bild mit Symbolchar­akter: Ungefähr so schaut jetzt Basketball in Güssing aus.

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